Rürup richtig verstehen

Die Basis-Rente, auch Rürup-Rente genannt, gilt als die Altersvorsorge für Selbstständige und Besserverdienende. Tatsächlich lohnt sie sich aber für alle, die in jungen Jahren höhere Grenzsteuersätze haben als in der Rente. Aber wie gut sind diese Anlageprodukte wirklich?

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Das Institut für Vermögensaufbau (IVA) hat gemeinsam mit dem Finanz- und Wirtschaftsmagazin €uro (Heft 12/21) 26 Angebote von Versicherungen mit rund 60 Prozent Marktanteil bewertet. Der Clou: Es werden sieben Themenbereiche unter anderem Kosten, Versicherungsbedingungen, Bilanzsolidität und Investmentangebot bewertet. Dadurch müssen Kunden und Berater sich nicht Ratings für jeden dieser Teilbereiche zusammensuchen.

Selbstständige und Freiberufler in Deutschland müssen sich privat für das Alter absichern. Schließlich zahlen sie in der Regel nichts oder nur sehr wenig in die gesetzliche Rentenversicherung ein und haben entsprechend wenig vom Staat zu erwarten, schon gar keine auskömmliche Rente. Und auch viele Angestellte und Beamte haben eine Vorsorgelücke, die sie schließen sollten. Ein „Lückenfüller“ im besten Sinne ist die sogenannte Basis-Rente. Seit 2005 am Markt, gewährt der Staat Selbstständigen, Angestellten und Beamten große Steuervorteile, wenn sie fürs Alter vorsorgen. Verheiratete können so bis zu rund 50.000 Euro pro Jahr an Steuer sparen. Dr. Dirk Rathjen, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau (IVA) aus München weiß:

Das Angebot an Rürup-Renten basiert vorrangig auf Policen für den Vermögensaufbau, die von der Versicherungswirtschaft angeboten werden. Seltener ist die Gestaltung über ETF-Sparpläne.

Im Test wurden klassische fondsgebundene Rentenversicherungen und sogenannte Zwei- und Drei-Topf-Hybride untersucht. Bei Letzteren fließt das Vermögen in Mischung aus klassischer konservativer Anlage und Fonds. Klassische Rentenversicherungen mit Garantiezins wurden außen vorgelassen. Sie sind nach Ansicht von IVA und €uro wegen der geringen Verzinsung nicht mehr geeignet, um fürs Alter Vermögen anzusparen.

Insgesamt haben 19 Anbieter den Fragebogen des IVA ausgefüllt. 26 Produkte wurden bewertet, was nach Größe der teilnehmenden Versicherer eine Marktabdeckung von 60 Prozent bedeutet. Die Studie ist exklusiv in der Dezemberausgabe von €uro erschienen, die jetzt noch am Kiosk erhältlich ist. Dirk Rathjen erklärt:

Die Studie ist insofern etwas Besonderes, als dass wir Versicherungsangebote zur Rürup-Rente unter sieben Blickwinkeln untersucht und nicht, wie bei vielen Tests üblich, nur eine Perspektive eingenommen haben.

Da die Frage nach der besten Lösung nur individuell zu beantworten ist, hat das IVA den Test nach drei Kundentypen ausgerichtet: hohe Garantie gepaart mit einer hohe Aktienquote (Typ hoch); ausgewogenes Portfolio, das so wenig wie möglich umgeschichtet wird (Typ ausgewogen); renditeorientiert (Typ Fondspolice). Insgesamt wurden mehr als 100 Kriterien bewertet. Dazu gehört die Funktionsweise des Wertsicherungskonzepts, die Struktur des Sicherungsvermögens, das Angebot an Investmentlösungen, die Flexibilität im Investment und im Vertrag, die Kostenstruktur und die Optionen bei der Verrentung.

Ganzheitliche Bewertung

Die Ganzheitlichkeit der Bewertung macht diesen Test so besonders. Wenn es darum geht, das passende Altersvorsorgeprodukt zu finden sollten Kundinnen und Kunden nicht nur auf die Kosten achten, sondern auch auf die Bedingungen, die Bilanzqualität, die Fondspalette und so weiter.

Der Vergleich zeigt, wie wichtig es ist, sich bei der Auswahl von derart hochkomplexen und vielschichtigen Produkten von einem versierten Makler oder Berater begleiten zu lassen. Die Produkte hinsichtlich individueller Präferenzen und Wünsche zu unterscheiden ist Aufgabe des Experten. Rathjen erläutert:

Kaum ein Privatkunde kann diese Details durchschauen oder verstehen. Daher wurden auch nur drei Honorartarife und ein Internettarif eingereicht, die anderen 22 waren Tarife mit eingebauter Vergütung für Berater.

Experten des IVA haben auch öffentlich zugängliche Unterlagen einiger Produkte von Versicherern analysiert, die nicht teilgenommen haben. Rathjen dazu:

Viele dieser Produkte (nicht alle) hätten schlecht abgeschnitten.

Von den 26 überprüften Tarifen haben sechs mit der Bewertung „sehr gut plus“, neun mit der Bewertung „sehr gut“ und zehn mit „gut“ abgeschlossen. Bei allen drei Kundentypen landeten zwei Tarife von der LV 1871 ganz vorn. Nach dem Durchschnitt der erreichten Punkte kam die Alte Leipziger auf den zweiten Rang.

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