Grüne Risiken oder Green-Bashing?

Am 01.02.2022 strahlte der REPORT MAINZ (SWR) den Beitrag "Abzocke mit der Energiewende. Dubiose grüne Investments" aus. Dessen Recherchen zeigten, wie riskant Öko-Investments sein können.

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Statement des Beraternetzwerks ökofinanz-21 zur REPORT MAINZ-Sendung

Investigativer Journalismus ist wichtig. Leider aber scheinen einige Recherchen bis zur Veröffentlichung einen Prozess der Pauschalisierung und Skandalisierung durchzumachen, bis die Ergebnisse vermeintlich konsumentengerecht und verzehrfertig aufbereitet sind.

Große, leider oft ungenügend hergeleitete Zahlen, belegt anhand von einem einzigen niederschmetternden Beispiel, und die Auffrischung bereits vorher ungenügend recherchierter Fakten, verzerren die Wirklichkeit.

Beliebt hierbei ist auch das „Green-Bashing“. Das Narrativ ist immer das gleiche: Wohlmeinende Bürger und Bürgerinnen werden mit windigen Versprechungen und betrügerischen Absichten in vermeintlich nachhaltige und ökologische Investitionen hineingezogen, um sie anschließend nach Strich und Faden auszurauben.

In der Folge wird reflexhaft mehr Klein-Anlegerschutz in dem sogenannten grauen und vermeintlich unregulierten Kapitalmarkt gefordert. Es steht nicht in Abrede, dass es oft nicht funktionierende Investments gibt. Gelegentlich geht es auch von vornerein um Selbstbereicherung, nicht um eine vernünftige und sinnvolle Geldanlage, von der auch die Geldgeberinnen etwas haben. Manchmal treiben auch Änderungen gesetzlicher Grundlagen Investitionen in die Schieflage, wie das zum Beispiel vor einigen Jahren bei Solarinvestments in Spanien oder Italien geschah.

Leider ist das Phänomen weit verbreitet – und wird, sofern man es denn genau beziffern könnte, proportional in dem „konventionellen“ Kapitalmarkt wahrscheinlich mindestens genauso verbreitet sein. Man denke nur an die Milliardenverluste allein durch Wirecard. Und dies ist wohlgemerkt in einem regulierten Kapitalmarktbereich passiert. In dem gibt es viele weitere, schier unzählige Beispiele für Anlegerverluste in Container-, Flugzeug-, Immobilieninvestments und manch exotischer Anlagemöglichkeit.

Aber um ehrlich zu sein, meistens gilt der Spruch: „Gier frisst Hirn“. Zu oft wird bei hohen Renditeversprechungen gerne und allzu schnell über die Risiken hinweggesehen oder werden diese nicht ausreichend hinterfragt. Die Rufe nach immer mehr Anlegerschutz entmündigen im Grunde die Anlegerinnen und Anleger und unterstellen ihnen mangelnde intellektuelle Möglichkeiten, die Risiken zu verstehen. Genauso schalten Gier und finanzieller Druck auch bei Anbieter*innen und Vermittler*innen moralische Schranken aus, wenn diese keine ethische, kundenorientierte und verbraucherfreundliche Haltung haben.

Schwarze Schafe auf der Anbieterseite – ob “grün“ oder „konventionell“ – wird es leider immer geben, wie in jedem anderen Geschäftsbereich. Da werden auch 20 zusätzliche Seiten Anlageberatungsprotokoll nichts ändern. Wünschenswert ist finanzielle Bildung auf Seiten der Anleger und Anlegerinnen sowie eine ethische Grundhaltung auf Seiten der Anbieter und Anbieterinnen.

Wenn grüne Investments pauschal für unglaubwürdig erklärt werden, wenn behauptet wird, hier würde eigentlich nur abgezockt, dann nützt das nur denjenigen, die sowieso eine sozial-ökologische Trendumkehr ablehnen und am liebsten so weiter machen wollen wie bisher. Eine Geldanlage muss als das verstanden werden, was sie eigentlich ist: ein Investment, das man mit seinem Geld unterstützt, weil man es für sinnvoll hält. Das Investment arbeitet, nicht das Geld!

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