In Deutschland investieren immer mehr Privatanleger in ETFs. Eine Studie hat nun die Renditen aktiver und passiver Fonds verglichen.
In Deutschland investieren laut einer Studie der Direktbank ING Deutschland immer mehr Privatanleger in börsengehandelte Indexfonds (ETFs). Wie die Daten von Barkow Consulting und ING Deutschland zeigen, lagen die Neuinvestitionen in ETFs im Jahr 2021 bei knapp 27 Milliarden Euro. Die Neuinvestitionen lagen damit etwa 50 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. Insgesamt haben Privatanleger aus der Bundesrepublik etwa 150 Milliarden Euro in ETFs investiert.
Verantwortlich für diesen Boom ist laut den Analysten primär die anhaltende Niedrigzinsphase, die dazu führte, dass auch vorsichtige Anleger nach Alternativen zu Staatsanleihen und anderen traditionellen Anlageformen suchen. Überdies haben in den letzten Jahren vor allem Direktbanken damit begonnen, ETFs offensiv mit Sparplänen zu vermarkten. Sie verwalten in Deutschland deshalb mehr als die Hälfte (81 Milliarden Euro) des Bestands der Privatanleger.
Hohes Interesse an ETFs
Wie stark in den letzten Jahren das Interesse an ETFs zugenommen hat, zeigt ebenfalls eine Studie der Berlin School of Business and Innovation, die die Suchvolumen verschiedener Anlagemöglichkeiten bei Google im Zeitverlauf untersucht hat. Auch die Direktbank ING Deutschland verdeutlicht anhand dieser Daten das hohe Interesse der Bevölkerung an ETFs. Ende 2021 wurde demnach bei Google „ETF“ elfmal so häufig gesucht wie „Tagesgeld“.
„Covid-19 hat wie ein Turbo für den deutschen ETF-Markt gewirkt“, erklärt Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING Deutschland. Begonnen hat der sprunghafte Anstieg der Suchanfragen bereits im ersten Lockdown im März 2021. Der Höhepunkt wurde Anfang 2021 erreicht.
Geringe Gebühren machen ETFs attraktiv
Betrachtet man Fonds im Vergleich fallen ETFs primär durch ihre geringen Gebühren auf. Besonders Privatanleger sind deshalb häufig der Ansicht, dass ETFs eine attraktivere Anlageform sind als aktiv gemanagte Fonds. Ob passive oder aktive Fonds im Mittel eine höhere Rendite erzielen, hat nun eine Studie der Ratingagentur Scope verglichen.
· Aktive Fonds – Bei aktiv gemanagten Anlagefonds werden die Anlagestrategie und die konkreten Investitionsentscheidungen durch ein Team aus Finanz- und Wirtschaftsexperten festgelegt. Die Zusammensetzung des Fonds soll so an das aktuelle Marktgeschehen angepasst werden. Aufgrund des hohen Personalbedarfs müssen aktive Fonds jedoch vergleichsweise hohe Gebühren erheben.
· Passive Fonds – Passiv gemanagte Anlagefonds wie ETFs bilden hingegen lediglich einen Index ab. Das Fondsmanagement muss also selbst keine aktive Auswahl der Investitionen tätigen. Dadurch sinkt der Verwaltungsaufwand deutlich und die Verwaltungsgebühren sind deutlich geringer als bei aktiven Fonds.
Renditen passiver und aktiver Fonds
Laut der Veröffentlichung von Scope Analysis (PDF) hat das Team um Florian Koch insgesamt mehr als 2.000 Fonds analysiert. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass im Jahr 2021 aktive gemanagte Fonds im Durchschnitt signifikant schlechtere Ergebnisse erzielten als im Vorjahr. Lediglich 582 der gemanagten Aktienfonds (29 Prozent) konnten die Performance des Vergleichsindex übertreffen. Ende Juni 2021 lag die Outperformance-Ratio noch deutlich höher (38,1 Prozent). Im gesamten Vorjahr wurde eine Outperformance-Ratio von 46 Prozent erzielt. Die Studiendaten zeigen somit einen anhaltenden Trend, laut dem der Markt zunehmend die aktiv gemanagten Fonds schlägt.
· Outperformance-Ratio – Die Outperformance-Ratio beschreibt den Anteil der aktiven Fonds einer Stichprobe, die im Betrachtungszeitraum eine höhere Rendite erzielen konnte als der jeweils passive Vergleichsindex.
Outperformance-Ratio mit regionalen Unterschieden
Im Rahmen der Studie wurde die Wertentwicklung der passiven und aktiven Fonds in acht Kategorien untersucht. Die Ergebnisse zeigen teilweise starke regionale Unterschiede. Bei den aktiven Fonds ging die Outperformance-Ratio lediglich in vier Kategorien (Aktien Nordamerika, Europa, Welt und Japan) zurück. Weil diese einen hohen Anteil an der Gesamtgruppe der untersuchten Fonds einnehmen, drücken diese vier Kategorien die Gesamtquote jedoch stark.
Deutlich zugenommen hat lediglich eine Vergleichsgruppe (Aktien Asien Pazifik ex Japan). Im Jahr 2020 konnte etwa die Hälfte der aktiv gemanagten Fonds eine höhere Rendite als der Vergleichsindex MSCI AC Asia Pacific ex Japan erzielen. Im Jahr 2021 war der Anteil deutlich höher (62,5 Prozent). Dies lag hauptsächlich daran, dass die meisten aktiven Asien-Fonds signifikant weniger chinesische Aktien als der Vergleichsindex enthielten.
Insgesamt zeigen die Studienergebnisse von Scope Analysis somit ein gemischtes Bild. Aus klare Handlungsempfehlung für oder gegen Investitionen in aktive oder passive Fonds ist auf passiv der Studiendaten somit nicht möglich.