Früher haben deutsche mittelständische Unternehmer ihre Betriebe über Generationen im Familienbesitz erhalten, in dem die Unternehmensnachfolge wie selbstverständlich immer an die nächste Generation weitergegeben wurde. Heute wollen junge Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen, Freiheiten genießen und besonders ihrer Berufung nachgehen. Was, wenn sie sich deshalb gegen die Übernahme des Familienbetriebes entscheiden? Die Klärung solcher Fragen, wird nicht selten durch emotionale Betroffenheit erschwert.
Ein Gastbeitrag von Thomas Nehls, Head of M&A der Mercato Gruppe
Unternehmensnachfolge ist derzeit im deutschen Mittelstand eines der wichtigsten Themen. Grund hierfür ist der demographische Wandel, der Anteil älterer Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen wächst ständig, die Gründergeneration tritt in die Rentenphase ein. Und das betrifft mehr Personen, als man annehmen mag: Laut einer KfW-Studie aus dem Jahre 2020 werden bis 2025 rund 840.000 Inhaber mittelständischer Unternehmen ihre Tätigkeit aufgeben.
Über die Hälfte der Befragten wollen ihren Betrieb innerhalb eines Jahres in neue Hände geben. Rund 300.000 rechnen sogar damit, aufgrund fehlender familiärer Nachfolge Ihr Unternehmen schließen zu müssen. Das Wunschszenario vieler Unternehmer wäre, dass die Unternehmensnachfolge familienintern geklärt werden kann. Die Realität sieht jedoch anders aus – in immer mehr Betrieben sind die Nachkommen nicht mehr bereit, die Nachfolge im elterlichen Betrieb zu übernehmen. Zu groß und bunt sind die Chancen am Arbeitsmarkt, der jungen Menschen eine Vielzahl an Möglichkeiten bietet. Es locken Stellen im Ausland, eine höhere Work-Life-Balance und oftmals ein höheres Einkommen, als es im Familienbetrieb realisierbar wäre.
Zudem sind Söhne und Töchter von Unternehmern vertraut mit dem Alltag eines Firmeninhabers, der oft von langen Arbeitstagen, wenig Freizeit und wenig Zeit für die Familie geprägt ist und durch die Verantwortung für Betrieb und Mitarbeiter oftmals belastend ist oder von Sorgen bestimmt wird. Da liegt es nahe, sich anderweitig zu orientieren und lieber der eigenen Selbstverwirklichung nachzugehen. So stellt sich die Frage: Wie kann man alternativ rechtzeitig eine erfolgreiche externe Unternehmensnachfolge sicherstellen?
Frühzeitige Vorbereitung
Unternehmer sind gut beraten, das Thema frühzeitig anzugehen. Ein Unternehmensverkauf benötigt Vorbereitungszeit und sollte auf gründlicher Planung basieren, so dass zum einen ein geeigneter Nachfolger gefunden werden kann, zum anderen eine Übergangsphase den Einstieg und die Übergabe erleichtert. Grundsätzlich gilt: je frühzeitiger die Planung für die Unternehmensveräußerung vorgenommen wird, desto besser sind die Verkaufschancen am Markt. Niemals sollte ein derart wichtiger Schritt überstürzt werden, weil die Zeit knapp ist!
Definition möglicher Käuferzielgruppen
Welchen Hintergrund sollen potentielle Käufer haben und welche Kenntnisse müssen sie mitbringen, um eine würdige Vertretung für den ausscheidenden Inhaber abbilden zu können? Wer diese Fragen beantworten kann, ist ein großes Stück weiter. Die Definition der Zielgruppe hilft dabei,nicht unnötig Zeit aufzuwenden für Gespräche mit Interessenten , die nicht geeignet sind.
Einbeziehung von Experten
Meistens ist der anstehende Unternehmensverkauf der erste im Leben, da man ja nur dieses eine Unternehmen besitzt und dieses über Jahrzehnte mit Stolz und Leidenschaft geführt hat. Eben weil viel Herzblut involviert ist, macht es Sinn, mit einem Experten im Bereich Unternehmensverkauf wie der Mercato Gruppe zusammenzuarbeiten, der umfangreiche Erfahrung im Bereich M&A im Mittelstand hat und mit objektivem Rat und Tat zur Seite stehen kann.
Realistische Kaufpreisvorstellungen
Die Chancen am Markt, einen geeigneten Unternehmensnachfolger zu finden und das Unternehmen in einem realistischen Zeitrahmen zu veräußern erhöhen sich, wenn der Kaufpreis seitens des Unternehmens auch realistisch angesetzt ist. Unternehmer neigen dazu, ihr Lebenswerk höher zu bewerten, als es nach der Marktlage wert ist. Auch in dieser Hinsicht kann ein externer Berater weiterhelfen, indem er mit der nötigen Distanz durch die Erarbeitung von Angeboten seitens potentieller Erwerber die Resonanz des Marktes aufzeigt.
Voraussetzungen schaffen
Auch bei einem Verkauf des eigenen Unternehmens gilt der Grundsatz, die “Braut vorher hübsch zu machen”. Betrachtet man das eigene Unternehmen einmal kritisch aus der Sicht eines potentiellen Interessenten, so fallen Dinge auf, die sich über Jahre eingeschlichen haben, einem selbst aber nicht mehr bewusst sind. Sei es das Fehlen einer zweiten Führungsebene, die Abhängigkeit von Wissen und Kontakten des Inhabers oder die Fixierung auf nur wenige Schlüsselkunden oder -lieferanten kann die eigenen Verkaufschancen deutlich verschlechtern.
Ein Fazit
Trotz fehlender Begeisterung und anderen Plänen des eigenen Nachwuchses kann es Unternehmern gelingen, eine erfolgreiche Unternehmensveräußerung vorzunehmen sowie einen würdigen Nachfolger für die Unternehmensführung zu finden. Wer sich die aufgezeigten Experten-Tipps zu Herzen nimmt, darf sich auf eine gute Lösung in angemessenem Zeitrahmen freuen.
Experten-Vita
Herr Nehls ist seit 15 Jahren Experte in der Vermittlung mittelständischer Unternehmen. In einem Team von 25 Fachleuten begleitet Herr Nehls als Head of M&A der Mercato Gruppe seine Mandanten bei der vertraulichen Veräußerung ihres Betriebs und hat damit zahlreichen Unternehmern den Weg in den Ruhestand ermöglicht sowie den Bestand von Arbeitsplätzen gesichert. Gleichzeitig ebnete er Existenzgründern den Weg in die Selbständigkeit durch den Erwerb eines Unternehmens.