Wirtschaftliche Folgen des Brexits in Deutschland

Als das Vereinigte Königreich 2016 für den Austritt aus der Europäischen Union stimmte, zog dies nahezu unmittelbar wirtschaftliche Auswirkungen nach sich. Als die Ergebnisse aus ganz Großbritannien bekannt wurden, erlitt das Pfund seinen größten Einbruch an einem Tag in 31 Jahren. Das hieß, dass es gegenüber dem Euro um mehr als 7 Prozent gefallen war.

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Stewart Beer, Manufacturing Manager bei Electrix International, untersucht, wie sich der Brexit auf Deutschland ausgewirkt hat.

Das Ergebnis des Britischen Referendums hatte schwere Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und den Ländern innerhalb der Europäischen Union. Eines der Länder, dessen Beziehungen zu Großbritannien sich am stärksten verändert haben, ist Deutschland.

Handel

Einer der größten Schläge, den Deutschland aufgrund des Brexit einstecken musste, waren die Veränderungen beim Handel. Vor dem Brexit-Votum waren die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien sehr stark. Im Jahr 2015 beliefen sich die deutschen Exporte nach Großbritannien auf über 89 Milliarden Euro, fielen aber 2019 auf unter 79 Milliarden Euro.

Die Importe von Produkten und Waren aus dem Vereinigten Königreich litten aufgrund der zusätzlichen Kosten und Vorschriften des Handels zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich ebenfalls. Das Statistische Bundesamt Deutschland, berichtete, dass die Importe im Jahr 2021 auf 32 Milliarden Euro gesunken sind. Dies entspricht einem Rückgang von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und hat dazu geführt, dass Großbritannien seinen Status als einer der fünf größten Handelspartner Deutschlands einbüßte. Die London School of Economics prognostiziert, dass der Handel mit EU-Ländern in den nächsten 10 Jahren um rund ein Drittel zurückgehen könnte.

Deutschland reagierte auf diese Veränderung der Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich, indem es Handelspartner innerhalb der EU und darüber hinaus suchte. Die Exporte aus Deutschland in andere EU-Länder stiegen um 16,8 Prozent und die Exporte nach China um 20,8 Prozent. Insgesamt gab es eine Welle von Wareneinfuhren nach Deutschland, die 2021 zu einem Anstieg von 17,1 Prozent auf 1,2 Billionen Euro führte. Durch den Aufbau engerer Beziehungen mit den Nachbarländern, beispielsweise für Autoteile und Edelstahlgehäuse, konnte die Luft- und Raumfahrtindustrie aufrechterhalten werden.

Ökonomische Folgen des Brexit

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union hat enorme wirtschaftliche Auswirkungen auf die verbleibenden Länder. Eine Analyse der Europäischen Kommission im Jahr 2021 schätzte, dass Deutschland infolge dieses Ereignisses 35 Milliarden Euro verlieren könnte.

Das Vereinigte Königreich leistete während seiner Zugehörigkeit zur EU den zweitgrößten Beitrag zum EU-Haushalt. Im letzten vollen Jahr seiner Zugehörigkeit trug Großbritannien rund 18,9 Milliarden Pfund brutto zur EU bei, bevor eine Rückzahlung von 4,5 Milliarden Pfund festgelegt wurde. Daher wird erwartet, dass die übrigen Länder den Scherbenhaufen zusammenkehren, und diese Aufgabe fällt Deutschland als nächstgrößtem Beitragszahler zu, mit einem berichteten Anteil zum Budget in Höhe von 28 Milliarden Euro im Jahr 2020. Die Kombination des Brexit und der Auswirkungen anderer internationaler Ereignisse in den letzten Jahren hat die deutsche Regierung zum Handeln veranlasst.

Der Wirtschaftsrat senkte seine Prognose für das Wirtschaftswachstum 2022 von 4,6 Prozent auf 1,8 Prozent. Dies ist auf dem Anstieg der Erdgas- und Ölpreise begründet sowie auf den bereits verzögerten Lieferketten, die nun noch schwerer zu kämpfen haben. Es wird jedoch damit gerechnet, dass das BIP des Landes 2023 um 3,6 Prozent steigen wird.

Die Gesamtauswirkungen des Brexit haben sich nicht nur in Großbritannien bemerkbar gemacht. Die starken Auswirkungen, die er auf Länder in der gesamten EU hatte, dürfen nicht zu gering bewertet werden, insbesondere in Deutschland. Handel und Reisen haben durch die Veränderung einen großen Schlag erlitten und es gingen viele Einnahmen aus diesen Quellen verloren.

Mit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU ist Deutschland als zweitgrößter Beitragszahler eine große Verantwortung für den Haushalt der Union übertragen worden. Die Kombination aus einer höheren Verantwortung in Bezug auf das Budget und der Aufrechterhaltung der eigenen Volkswirtschaft des Landes hat zu einer Verringerung des erwarteten Wachstums geführt. Doch da die europäischen Nachbarländer und China ihren Handel mit Deutschland steigern, haben wir einen beeindruckenden Umsatz gesehen, der uns positiv und hoffnungsvoll auf eine erfolgreiche Zukunft blicken lässt.

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