Angesichts der rasant steigenden Inflation stellt sich für zahlreiche Menschen inzwischen die Frage, ob ihre Rente und Altersvorsorge noch sicher sind.
Tatsächlich zerstöre die starke Inflation viele Ersparnisse, warnt Norman Argubi, Vorstand der finanz-center AG. Wer sein Geld auf dem Konto oder Sparbuch liegen lasse oder lediglich in eine Lebensversicherung investiere, wie es die Eltern- und Großelterngeneration oft noch erfolgreich getan hat, werde damit im Alter nicht mehr über die Runden kommen. Nur wer jetzt tätig werde, könne sein Geld noch retten.
Schleichende Gefahr
Durch die Inflation verliert das Geld an Wert und Verbraucher können sich von ihrem Ersparten immer weniger leisten. Dabei handelt es sich um einen schleichenden Prozess, der vielen Sparern erst bewusst wird, wenn es schon zu spät ist. Bei starken Preisanstiegen ärgern sich die meisten Menschen in den ersten Wochen selbstverständlich darüber, dass alles teurer werde, so Argubi. Haben sie sich an die neuen Preise gewöhnt, beruhigen sich die Gemüter jedoch schnell wieder. Welcher Wertverlust durch die Inflation über die Jahre zusammenkomme, ist für viele allerdings gar nicht greifbar. Der Vorstand rechnet vor: Wer beispielsweise 100.000 Euro für die Altersvorsorge zurückgelegt hat, dem stehen bei einer Inflation von 3 Prozent nach 30 Jahren im Prinzip nur noch 40.100 Euro zur Verfügung.
Absicherung mit Aktien
Um das eigene Ersparte sicher anzulegen, eignen sich Aktien inzwischen am besten, denn hier sind im Gegensatz zu anderen Anlageformen noch gute Renditen möglich. Weiterer Vorteil: Auch kleinere Beträge ab 50 Euro pro Monat lassen sich schon an der Börse investieren. Besonders gut funktionieren in Krisenzeiten oftmals sogenannte „Klopapier-und-Zahnpasta-Fonds“ mit Aktien von Unternehmen, die alltägliche Konsumgüter herstellen. Diese Produkte werden immer gebraucht, egal wie die Börsen stehen.
Insbesondere Anfänger sollten sich allerdings Hilfe holen und ihr Depot professionell betreuen lassen. In den letzten Jahren haben viele Anleger ihr Geld auf eigene Faust in ETFs gesteckt und damit auch Profite gemacht, denn die Kurse stiegen grundsätzlich. Doch aktuell fallen die Kurse überall – wer sein Geld jetzt selbst in ETFs anlegt, macht erst mal Verluste. Es wird Jahre dauern, um diesen Kursabfall wieder auszugleichen. Im Gegensatz dazu prüfen Finanzberater bei einem betreuten Depot regelmäßig alle Investitionen und greifen wenn notwendig ein, um Verluste direkt auszugleichen, erklärt Norman Argubi.
Alternative Geldanlage
Wer nicht in Aktien investieren möchte, kann zur Altersvorsorge auch auf andere Sachwerte mit echtem materiellem Wert zurückgreifen. Den Klassiker stellen beispielsweise Immobilien dar. In der aktuellen Situation eignen sie sich allerdings nicht mehr so gut wie früher: Solange die Zinsen bei 1,5 Prozent lagen und Anlageimmobilien mit einer Rendite von 2 bis 3 Prozent verkauft wurden, konnten Investoren mit ihnen Gewinne machen. Heute betragen die Zinsen allerdings schon 3,5 Prozent, so machen Anleger sofort ein Minus und sind auf langfristige Wertsteigerungen angewiesen.
Das falle dann in den Bereich der Spekulation und stellt keinen garantierten positiven Cash-Flow mehr dar. Nur wer sich sehr gut im Markt auskenne und zusätzliche Aspekte wie bessere Vermietungsstrategien kenne, könne heute noch Profit mit Immobilien machen, rät Norman Argubi.
Außerdem stellen auch Solaranlagen inzwischen eine beliebte Investition dar, allerdings oftmals für Gutverdiener, da bei ihnen besonders hohe Steuervergünstigungen locken. Ein echter Anlage-Geheimtipp für jedermann sind hingegen seltene Erden und strategische Metalle wie Lithium. Investitionen in diesem unbemerkt von der großen Öffentlichkeit boomenden Markt lohnen sich schon ab 5.000 Euro. Argubi erklärt:
Seltene Erden und strategische Metalle haben einen großen Vorteil gegenüber Gold: Während das meiste Gold nur gehortet wird, werden sie tatsächlich gebraucht und haben somit immer einen echten Marktwert.
Wer es ausgefallener mag, kann sich auch mit einer Investition in Diamanten absichern. Ab 15.000 Euro dienen sie als zuverlässiger Wertspeicher und nehmen weniger Platz weg als beispielsweise Gold- oder Silberbarren.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Junge Menschen investieren vermehrt chancenorientiert
Seit der Corona-Pandemie ist die Bedeutung der Aktienmärkte gerade für die Generationen Y und Z in Deutschland wichtiger geworden. So setzt auch in der privaten Altersvorsorge jeder zweite junge Deutsche lieber auf fondsbasierte statt auf klassische Privatrenten.
Immer weniger beschäftigen sich mit privater Altersvorsorge
Die Rentenlücke ist kein Geheimnis und macht die private Vorsorge wichtiger denn je – doch sinkt der Anteil derer, die selbst aktiv vorsorgen: 2022 haben sich rund 49 Prozent der Deutschen mit dem Thema der privaten Altersvorsorge beschäftigt – 5 Prozentpunkte weniger als im Jahr davor.
Finanztipps (nicht nur) für Frauen
Besonders Frauen sind von Gender-Pay-Gap, höherer Lebenserwartung und einer oft geringeren gesetzlichen Rente betroffen. So ist für sie ein solider Finanzplan, der ungeplante Ausgaben sowie eine ordentliche Altersvorsorge einkalkuliert mindestens genauso wichtig, wie für Männer.
Anlage-Barometer: Gold ist beliebteste Anlageklasse
Gerade einmal 9 Prozent der Deutschen sehen Aktien als inflationssicher an, bei ETFs liegt der Wert mit 10 Prozent kaum höher. Gold hingegen erlebt aktuell einen Vertrauensaufschwung: Immerhin 42 Prozent halten das Edelmetall für die inflationssicherste Anlageform.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Nebenkostenabrechnung 2024: Was zählt – und was nicht
Die Abrechnung der Betriebskosten für 2024 fällt für viele Mieter höher aus als erwartet – trotz sinkender Energiepreise. Warum das vergangene Jahr kein fairer Vergleichsmaßstab ist.
Sparzinsen unter Druck: Tagesgeld fällt auf 1,4 Prozent – Festgeld auf Talfahrt
Anleger müssen sich auf weiter sinkende Sparzinsen einstellen. Laut aktueller Verivox-Auswertung sind Tagesgeld- und Festgeldzinsen deutlich gefallen – eine Trendwende ist nicht in Sicht. Wie sich EZB-Entscheidungen und geopolitische Entwicklungen auf die Zinslandschaft auswirken.
Nachhaltige Geldanlage: Jeder Zweite würde für den guten Zweck auf Rendite verzichten
Nachhaltigkeit ist bei der Geldanlage längst kein Nischenthema mehr. Eine neue forsa-Studie im Auftrag der BarmeniaGothaer zeigt: Die Hälfte der Deutschen misst nachhaltigem Investieren große Bedeutung bei – auch wenn das weniger Rendite bedeutet. Besonders hoch ist das Interesse bei der GenZ.
Langfristige Geldanlage: Wie kluge Entscheidungen die Rendite steigern
Sparer, die sich für eine langfristige Anlagestrategie entscheiden, können von den Vorteilen des Zinseszinseffekts profitieren. Doch viele Anleger treffen Entscheidungen, die ihre Rendite drastisch schmälern. Das Beratungsportal Finanztip hat in einer umfassenden Modellrechnung fünf Anlageprodukte verglichen.