Neues System für Elementarversicherungsschutz gefordert

Die letzten Monate haben gezeigt, dass auch Deutschland immer häufiger von Überschwemmungen, Starkhagel, Orkanen und anderen Wetterphänomenen heimgesucht werden kann. 2020 mussten Versicherungsunternehmen Schäden durch Naturgefahren in Höhe von über 1,90 Milliarden Euro regulieren.

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2021 wurde diese Summe noch einmal überschritten. Allein die Flut im Juli sorgte für Versicherungszahlungen von über 8 Milliarden Euro. Um künftig besser vorbereitet zu sein, präsentieren deutsche Versicherer neue Konzepte für den Elementarversicherungsschutz.

Schäden durch Hagel und Starkregen

2021 waren vor allem Bayern und Baden-Württemberg von Hagel und Sturm betroffen. Versicherer mussten hier Schäden in Milliardenhöhe regulieren. Der Blick auf die Schadenskarte zeigt, dass deutliche Unterschiede in den einzelnen Bundesländern bestehen. So mussten in Bremen die wenigsten Schäden reguliert werden.

Neben Frage und Sturm ist auch Starkregen ein weiteres Wetterphänomen, das in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. Die Flutkatastrophe von 2021 zeigte, wie schnell sich kleine Bäche in gefährliche Rinnsale verwandeln können und welche Gebäudeschäden der Starkregen verursachen kann.

Versicherungsunternehmen mussten nach der Flut mehr als 8,2 Milliarden Euro regulieren, davon über 450 Millionen an Kraftfahrzeugschäden und mehr als 7,7 Milliarden Euro für Hausrat, Betriebe und Wohngebäude. Doch viele Betroffene waren unzureichend oder gar nicht versichert. Experten empfehlen nicht nur in Risikogebieten eine Wohngebäudeversicherung. Vielerorts stellt sich noch die Frage: Wohngebäudeversicherung, was ist versichert?

Wird die versicherte Immobilie zerstört oder beschädigt, wird bezahlt. Abgedeckt sind Schäden durch Leitungswasser, Feuer und Naturgefahren. Da aber gerade Letztere in Deutschland immer häufiger auftauchen, fordern Versicherungsunternehmen ein Umdenken beim Elementarversicherungsschutz.

Hochwasser und Überschwemmungen treten in Deutschland immer häufiger auf. Versicherer warnen, denn nur wenige Immobilienbesitzende sind wirklich finanziell abgesichert.

Die Wohngebäudeversicherung soll künftig nur noch mit Elementarschadenschutz abschließbar sein. Bestehende private Wohngebäudeversicherungen sollen zusätzlich mit einem Elementarschutz-Baustein ergänzt werden. Ursächlich dafür sind die alarmierenden Zahlen, denn fast jede zweite Immobilie ist gegen Klimaschäden nicht (ausreichend) geschützt. Um dennoch künftig die risikogerechte Absicherung aller Bauten zu gewährleisten, muss ein Umdenken unter Versicherungen und Versicherungsnehmern stattfinden.

Positionspapier der Versicherungsunternehmen fordert mehr Prävention

Der Klimawandel ist auch in Deutschland deutlich spürbar. Neben besonders heißen und niederschlagsarmen Sommermonaten macht er sich auch in anderen Wetterkapriolen bemerkbar. Sturmböen, die sich lokal zu Orkanen ausweiten können, Hagel, Starkregen oder Niedrigtemperaturperioden sind seit einigen Jahren konstante Begleiter in Deutschland.

Die Folgen für Menschen und Umwelt sind vor allem in der Natur sichtbar. So gibt es immer häufiger Überschwemmungen, die Acker und Wohngebiete heimsuchen. Für den Gesamtverband der Versicherer ist das eine untragbare Situation, denn er wünscht sich in seinem Positionspapier deutlich mehr Prävention, vor allem bei der Bebauung. So soll das Bauordnungsrecht an den Klimawandel angepasst und ein Bauverbot in hochwassergefährdeten Regionen ausgesprochen werden.

Viele Versicherte sind unzureichend geschützt: Die Hausratversicherung übernimmt beispielsweise keine Überschwemmungsschäden

Der Gesamtverband der Versicherer kritisiert in seinen Untersuchungen ebenfalls, dass viele Deutsche im internationalen Vergleich unterversichert sind. Wer eine Hausratversicherung abschließen möchte, weiß häufig gar nicht, dass sie gar keine Schäden durch Überschwemmungen abdeckt. Sie greift aber bei Einbruchdiebstahl, Sturm, Feuer, Hagel oder Leitungswasserschäden.

Um optimal geschützt zu sein, ist die Elementarschadenversicherung als wesentlicher Bestandteil der Hausrat- beziehungsweise Wohngebäudeversicherung empfehlenswert. Eine Verpflichtung für deren Abschluss gibt es jedoch in Deutschland (noch) nicht. Für Versicherungsunternehmen ist das unverständlich, da sich die Anzahl der von den Klimafolgen betroffenen Gebiete stetig erhöht und viele Bewohnende ihre Schäden kaum aus eigenen liquiden Mitteln regulieren können.

Hagelschäden haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Damit Schäden ersetzt werden, sollte eine Hausratversicherung beziehungsweise Wohngebäudeversicherung vorhanden sein.

Auch Mieter sollten Wohnraum-Versicherungen abschließen

Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft zeigen, dass circa 15 Prozent aller privaten Haushalte keine Haftpflichtversicherung besitzen. Häufig sind auch bestehende Versicherungen zu gering angesetzt, beispielsweise die Hausratversicherung. Im Schadenfall kann das nicht nur ärgerlich, sondern auch äußerst kostspielig werden.

Viele Mieter erliegen noch immer dem Irrglauben, dass sie im Gegensatz zu Immobilienbesitzenden keinen Versicherungsschutz für beziehungsweise in den vier Wänden benötigen. Auch eine Hausratversicherung sollte jeder haben, denn sie greift in den meisten Fällen. Wird das Hab und Gut beispielsweise durch Sturm oder Hagel beschädigt, reguliert die Versicherung den Schaden. Allerdings nur, wenn die richtige Deckungssumme gewählt wurde.

Bei der Ermittlung hilft der genaue Überblick über die Quadratmeteranzahl. Versicherer empfehlen etwa 650 Euro/Quadratmeter für die Berechnung. Hat der gemietete Wohnraum eine Fläche von 100 Quadratmetern, würde eine Versicherungssumme von circa 65.000 Euro ausreichen. Befinden sich im Wohnraum allerdings besonders kostspielige Gegenstände (beispielsweise PC oder andere Elektronik), sollte die Summe nach oben korrigiert werden, um alle Schadenseventualitäten abzudecken.

Naturgewalten absichern: Das gilt fortan für Immobilienbesitzende

Die Erfahrungen aus den letzten Naturgewalten in Deutschland haben gezeigt, dass auf staatliche Hilfen nur bedingt Verlass ist. Versicherungsunternehmen zahlten infolge der Flut 2021 Milliarden Entschädigung, allerdings nur an diejenigen, die eine Versicherung abgeschlossen hatten.

Wer in einem Risikogebiet lebt, sollte, falls noch nicht geschehen, an die Absicherung denken. Grundlage für die Berechnung ist das Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen. Es basiert auf der Risikoanalyse und der Umweltkarte der jeweiligen Umweltministerien (beispielsweise das Umweltministerium Niedersachsen) und bestimmt die Versicherungsprämie.

Wer in den Zonen eins und zwei lebt, erhält vergleichsweise leicht und kostengünstig eine Wohngebäudeversicherung. Kostenintensiver wird es für Bewohnende in den Zonen drei und vier. Die Immobilien in diesen Regionen sind laut Risikobewertung besonders gefährdet. Neben dem erhöhten Versicherungsbeitrag ist für Versicherungsnehmer in diesen Arealen auch eine höhere Selbstbeteiligungsbetrag zu erwarten.

Versicherungen können (zusätzlich) bauliche Schutzmaßnahmen fordern, um im Schadensfall ihrer Regulierungspflicht nachzukommen. Wer die Vorkehrungen trotz Bestandteil im Vertrag missachtet, muss mit einer Zahlungsreduktion beziehungsweise einem kompletten Zahlungsausfall rechnen.

Weitere Unterstützung durch EU-Solidaritätsfonds möglich

Neben den Zahlungen durch die Versicherungen oder Hilfspaketen der Bundesregierung können Geschädigte bei Naturkatastrophen auch auf einen EU-Solidaritätsfonds hoffen. Aus Brüssel könnten für betroffene Regionen Milliarden für den Wiederaufbau fließen, doch häufig vor allem für Infrastruktur oder Unternehmen. Bislang wurden mehr als fünf Milliarden Euro ausgezahlt, darunter vor allem nach Deutschland. Doch auch Österreich und Tschechien bekamen durch ihre Hochwasserschäden im Jahr 2002 umfangreiche Hilfsgelder.

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