SAFE zieht Lehren aus dem Bankenkollaps

Eine Untersuchung am Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE zeigt, dass eine erweiterte Einlagensicherung, die alle Sichteinlagen auch über 100.000 Euro sowohl von Privat- als auch von Firmenkunden umfasst, nötig ist, um Bank Runs zu verhindern, wie sie die US-amerikanische Silicon Valley Bank erlebt hat, und die sich in der Folge auf das globale Bankensystem ausgebreitet haben.

(PDF)
Way out of a dangerous situation. Find ways out of a problem. Panic on stock market. Financial stress test. Plan of action on escape from a hazardous or risky circumstance. Navigate towards safetyWay out of a dangerous situation. Find ways out of a problem. Panic on stock market. Financial stress test. Plan of action on escape from a hazardous or risky circumstance. Navigate towards safetyAndrii Yalanskyi – stock.adobe.com

In dem aktuellen SAFE Policy Letter argumentieren die Ökonominnen, Ökonomen und Rechtswissenschaftler, dass ein entsprechend erweitertes Einlagensicherungssystem keineswegs auf Marktdisziplin und private Haftung verzichten muss.

„Nicht versicherte und kurzfristige Bankeinlagen sind einer der Hauptgründe, warum wir Bank Runs beobachten. Der Ausschluss dieser Einlagen aus dem Einlagensicherungssystem ist ein grundlegender Fehler, nicht nur im europäischen Regulierungsrahmen“, erklärt SAFE-Direktor Florian Heider.

Das verlustabsorbierende Kapital, also das Eigenkapital der Banken sowie ihre nachrangige Bankanleihen, sind dem Verlustrisiko im vollen Umfang ausgesetzt; ihre Besitzer müssen in Krisenfällen mit dem Verlust dieser Vermögenswerte rechnen.

In wirtschaftlich normalen Zeiten sollen Eigenkapital und Bail-in-Anleihen jedoch hohe Renditen abwerfen und entschädigen somit die Investoren für das Tragen der Verlustrisiken. Wann und wie Eigenkapital und Bail-in-Anleihen zur Deckung von Verlusten verwendet werden können, muss für alle Anleger klar und transparent sein.

Die Kosten der Einlagensicherung

Im Policy Letter stellen die Forscher*innen heraus, dass die kurzfristig kündbaren (Sicht-)Einlagen vollständig gegen Wertverluste versichert sein sollten. „Wie in anderen Bereichen des Lebens ist eine solche Versicherung mit einer Prämie verbunden, die im Durchschnitt und Lauf der Zeit die eventuell zu leistenden Entschädigungen durch Einlagenversicherungsfonds abdeckt“, sagt Loriana Pelizzon, Leiterin der SAFE-Forschungsabteilung „Financial Markets“.

Jedoch sei dabei zu beachten, dass in einem funktionierenden Versicherungssystem nur selten Entschädigungen ausgezahlt werden, da der Run als Grund für Zahlungsunfähigkeit entfällt.

„Es werden also gerade keine Steuergelder für einen ad hoc-Bail-out benötigt“, wie Tobias Tröger, Leiter des SAFE-Forschungsclusters „Law & Finance“ betont, „auch weil die hinreichend dicke Schicht von verlustabsorbierenden Passiva die Einlagen vor der Verlustteilnahme abschirmt und für hinreichend Marktdisziplin sorgt.“

Die Sicherung der Sichteinlagen ist jedoch nicht gratis: „Wie bei allen Versicherungssystemen für Großrisiken braucht es auch hier eine Art öffentliche Garantie, um das Versicherungsversprechen glaubwürdig zu machen“, so Heider weiter. Um das Einlagensicherungssytem in Europa insgesamt solide aufzustellen, benötige es daher eine Rückversicherung, die über die Möglichkeiten einer nationalen Sicherung hinaus geht.

Für Banken, die stark von Sichteinlagen abhängig sind, könnte dieser Wechsel einhergehen mit der Verpflichtung zur Erhöhung des Eigenkapitals und der Bail-in Anleihen. „Die Einlagensicherung aller kurzfristig kündbaren, und daher Run-gefährdeten Einlagen wird ein hohes Maß an verlustabsorbierendem Kapital erfordern, damit unser europäisches Bankensystem weiterhin stabil und lebensfähig bleiben kann“, befinden die Wissenschaftler*innen im Policy Letter.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Silicon Valley looking down aerial view from above – Bird’sSilicon Valley looking down aerial view from above – Bird’sgokturk_06 – stock.adobe.comSilicon Valley looking down aerial view from above – Bird’sgokturk_06 – stock.adobe.com
Finanzen

SVB: Ein Weckruf für Europas Bankenregulierung

Der Fall der US-amerikanischen Silicon Valley Bank legt eine gravierende Inkonsistenz in der heutigen Bankenregulierung offen. Wie sich dieser Fehler durch kleine regulatorische Änderungen beheben lässt und damit Bank Runs verhindert werden können.

Vision conceptVision conceptpeshkova – stock.adobe.comVision conceptpeshkova – stock.adobe.com
Finanzen

Institutssicherung für Sparkassen und Genossenschaftsbanken

Die in den Institutssicherungssystemen des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) und des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), organisierten Sparkassen und Genossenschaftsbanken in Deutschland sollten aufsichtsrechtlich mit Großbanken gleichgestellt werden.
wooden gears under the puzzle, the concept of moving to the nextwooden gears under the puzzle, the concept of moving to the nextMaxim Chuev – stock.adobe.comwooden gears under the puzzle, the concept of moving to the nextMaxim Chuev – stock.adobe.com
Finanzen

JPMorgan übernimmt alle Einlagen der First Republic Bank

Die First Republic Bank wurde am 1. Mai 2023 vom kalifornischen Ministerium für Finanzschutz und Innovation geschlossen. Zum Schutz der Anleger schließt der Konkursverwalter FDIC eine Kauf- und Übernahmevereinbarung mit der JPMorgan Chase Bank ab. Diese übernimmt die Einlagen und im Wesentlichen alle Vermögenswerte.

A businessman is looking at a graph on a monitor. An exchange brA businessman is looking at a graph on a monitor. An exchange bralexkich – stock.adobe.comA businessman is looking at a graph on a monitor. An exchange bralexkich – stock.adobe.com
Finanzen

Fondsmanager so pessimistisch wie seit 20 Jahren nicht

Insbesondere das Bankenbeben sorgt unter institutionellen Investoren für Verunsicherung. Auch wenn sich eine leichte Erholung für das Geschäftsklima in Deutschland abzuzeichnen scheint, ist es für eine Entwarnung noch zu früh. Experten zufolge könnten bis zu 190 US-Banken kollabieren.

Wiese-Netzwerk-126030239-FO-vegefox-comWiese-Netzwerk-126030239-FO-vegefox-comWiese-Netzwerk-126030239-FO-vegefox-com
Finanzen

BaFin plant Richtlinie gegen „Greenwashing“

SAFE-Forscher sehen in einer laufenden Aufsichtspraxis der BaFin bessere Chancen gegen „Greenwashing“ als in Form einer neuen Richtlinie für nachhaltige Investmentvermögen.
Trestortuer-208047292-AS-Andrea-IzzottiTrestortuer-208047292-AS-Andrea-IzzottiAndrea Izzotti – stock.adobe.comTrestortuer-208047292-AS-Andrea-IzzottiAndrea Izzotti – stock.adobe.com
Finanzen

Europäische Einlagensicherung: „Die Ausgestaltung als Rückversicherung organisieren“

SAFE-Direktor Jan Krahnen spricht sich für eine Aufteilung zwischen nationalen Erstversicherern und einem europäischen Rückversicherer für Spareinlagen aus, um die Bankenunion zu vollenden.

Mehr zum Thema

Das Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: AdobestockDas Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: Adobestock
Finanzen

USA plant Bitcoin-Reserven - Beginn einer neuen Ära der globalen Krypto-Politik

Wird Trump eine strategische Bitcoin-Reserve ankündigen? Sollten die USA diesen Schritt wagen, könnte ein globaler Dominoeffekt folgen, der Bitcoin endgültig als Bestandteil nationaler Finanzstrategien etabliert.

Der Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: AdobestockDer Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: Adobestock
Finanzen

Für wen sich ein Wechsel in die Private Krankenversicherung lohnt

Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung (PKV) erscheint für viele Versicherte als eine attraktive Möglichkeit, um Kosten zu sparen und von individuell gestaltbaren Leistungen zu profitieren.

DALL-EDALL-E
Finanzen

Schwarzbuch Börse 2024: Missbrauch und Skandale auf dem Kapitalmarkt

Das Schwarzbuch Börse 2024 beleuchtet erneut zahlreiche Missstände im deutschen Kapitalmarkt.

Matt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobelMatt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobel
Finanzen

Vier Schlüsselthemen für die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025

Von den Auswirkungen der KI-Welle bis hin zu geopolitischen Verschiebungen: Matt Benkendorf, Chief Investment Officer bei Vontobel Quality Growth, beleuchtet in einem Marktkommentar die vier zentralen Themen, die die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025 prägen könnten.

Sind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-ESind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-E
Finanzen

Die Nominalzins-Illusion: Warum die Deutschen zu zinsverliebt sind

Trotz der geopolitischen Unsicherheiten gebe es kein Vorbeikommen an den Aktienmärkten, meint Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.

Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe PriceRick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe Price
Finanzen

„Fast alle Währungen verlieren an Wert – Gold bleibt stabil“

Gold erweist sich als stabiler Wertaufbewahrer, insbesondere in Zeiten von Inflation und Währungsabwertung. Im Interview erläutert Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe Price, wie Vermittler den langfristigen Wert von Gold erklären können.