Stürzt Deutschland durch eine Bankenkrise in die Rezession?

Die Silicon Valley Bank ist insolvent, mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sind die Probleme längst in Europa angekommen. Neue Modellsimulationen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen, welche Auswirkungen eine umfassende Bankenkrise auf Deutschland hätte. Das reale BIP würde in diesem Jahr um ¼ Prozent schrumpfen. Die USA würden 2024 in eine Rezession schlittern.

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Die Insolvenz der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse haben die Finanzmärkte durchgerüttelt und bei vielen böse Erinnerungen an die globale Finanzmarktkrise 2008 geweckt. Seit Anfang Februar sind die Kurse an den weltweiten Aktienmärkten um fünf Prozent gefallen, allein die Aktienkurse von Banken im Euroraum sanken um zwölf Prozent.

IW-Wissenschaftler haben simuliert, welche Folgen eine Bankenkrise auf Deutschland und die USA hätte. Das preisbereinigte BIP in Deutschland würde demnach in diesem Jahr nicht um ¼ Prozent wachsen, wie die aktuelle IW-Konjunkturprognose annimmt, sondern um denselben Betrag schrumpfen. Für das kommende Jahr ergibt die Simulation sogar eine um zwei Prozent geringere Wirtschaftsleistung für Deutschland ebenso wie für die USA – eine Bankenkrise würde beide Länder im kommenden Jahr in eine Rezession stürzen.

Haushalte konsumieren, Unternehmen investieren weniger

Für die Bürger würde sich eine Bankenkrise im Portemonnaie bemerkbar machen. Wer Geld in Form von Aktien anlegt, hätte aufgrund von Kursverlusten weniger Erspartes. Und wer im Zuge der fallenden Kurse jetzt verkauft, schmälert sein verfügbares Einkommen. Insgesamt würden die Deutschen 2023 um 0,4 Prozent weniger konsumieren, 2024 sogar um 2,2 Prozent weniger. Für Unternehmen würde vor allem die Kreditvergabe zum großen Problem werden: Während die Investitionen 2023 nur um rund ein Prozent fallen würden, wären es 2024 bereits knapp sechs Prozent. Vor allem die Wohnbauinvestitionen im bereits angeschlagenen Immobiliensektor würden einbrechen. Die negativen Effekte wirken sich also mit Verzögerung vor allem im kommenden Jahr aus.

Zinspolitik auf den Prüfstand stellen

Um die Inflation in den USA und in Europa zu bekämpfen, haben die Zentralbanken die Leitzinsen mit hoher Geschwindigkeit angehoben. Nun wird deutlich, dass einige Banken von der straffen Geldpolitik überfordert sind. Sie geraten in Schwierigkeiten, noch bevor die Inflationsbremsen der Zentralbanken richtig greifen. „Die ohnehin schon eingetrübten Konjunkturaussichten haben sich durch eine drohende Bankenkrise weiter verschlechtert“, sagt Studienautor Thomas Obst.

Der Druck auf die Zentralbanken wächst. Es wird Zeit, dass sie die bisherige Zinspolitik auf den Prüfstand stellen und eine Ansteckungsgefahr auf die Gesamtwirtschaft unterbinden. Die entscheidende Frage wird sein, ob die Geldpolitik dabei weitere Zinserhöhungen vornehmen kann, ohne die Finanzmarkstabilität zu gefährden.

Zur Methodik: Das Global Economic Model von Oxford Economics rechnet für die Simulation der Bankenkrise mit Kursverlusten an den globalen Aktienmärkten, schlechteren Kreditbedingungen für Unternehmen und Vermögensverlusten. Letztere wiederum dämpfen den privaten Konsum bei den Haushalten. Anschließend werden die Ergebnisse mit dem sogenannten Basisszenario, also einer Simulation ohne Bankenkrise, verglichen.

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