Im Süden Deutschlands wird Wohneigentum wieder erschwinglicher. Wer derzeit eine Eigentumswohnung in Bayern oder Baden-Württemberg kauft, zahlt bis zu 15 Prozent weniger als vor einem Jahr.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse von immowelt, in der die durchschnittlichen Angebotspreise von Bestandswohnungen (75 Quadratmeter, 3 Zimmer, 1. Stock, Baujahr 1990er-Jahre) in ausgewählten Stadt- und Landkreisen in Bayern und Baden-Württemberg untersucht wurden. Insgesamt sind die Kaufpreise von Eigentumswohnungen in 106 von 117 untersuchten Kreisen innerhalb der vergangenen 12 Monate gesunken. In 16 Kreisen beträgt der Rückgang sogar mindestens 10 Prozent.
„Die hohe Inflation und die gestiegenen Bauzinsen haben den Immobilienboom auch im Süden Deutschlands beendet. Ob in den teuren Großstädten oder den preiswerten ländlichen Regionen – die Kaufpreise sinken nahezu flächendeckend“, sagt Felix Kusch, immowelt Country Managing Director. „Somit könnte der Traum vom Eigenheim, trotz hoher Zinsen, auch für Normalverdiener wieder in den Bereich des Möglichen rücken. Denn angesichts der gesunkenen Nachfrage bietet sich für Käufer die Chance, in Preisverhandlungen weitere Abschläge zu erzielen.“
Deutliche Preisrückgänge in München und Umland
Mit Abstand am teuersten ist der Immobilienkauf nach wie vor in München. Eine Bestandswohnung in der Isarmetropole kostet derzeit durchschnittlich 8.578 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen die Münchner Angebotspreise jedoch einen deutlichen Rückgang. So mussten Immobilienkäufer in der bayerischen Landeshauptstadt vor 12 Monaten noch mit durchschnittlich 9.510 Euro für den Quadratmeter rechnen. Das entspricht einem Minus von 9,8 Prozent innerhalb eines Jahres.
Noch stärkere prozentuale Einbrüche gibt es in mehreren Münchner Umlandkreisen, wenngleich das Preisniveau niedriger ist: So sind die Quadratmeterpreise von Bestandswohnungen im Landkreis Fürstenfeldbruck (6.197 Euro) um 13,3 Prozent gesunken. Das ist der stärkste prozentuale Rückgang aller untersuchten bayerischen Kreise. Auch in den Landkreisen Erding (-11,6 Prozent), Dachau (-11,0 Prozent) und Miesbach (-10,5 Prozent) kostet Wohneigentum aktuell deutlich weniger als vor einem Jahr. Die einzige Ausnahme im Münchener Umland ist der Landkreis Freising, wo sich Eigentumswohnungen um 3,8 Prozent verteuert haben.
Großstädte werden günstiger
Neben München haben die Angebotspreise von Bestandswohnungen auch in anderen bayerischen Großstädten spürbar nachgegeben. So kostet der Quadratmeter in Augsburg aktuell durchschnittlich 4.693 Euro und damit 12,3 Prozent weniger als im Vorjahr. In keiner anderen süddeutschen Großstadt fällt der prozentuale Preisrückgang so deutlich aus. In Nürnberg und Würzburg beträgt das Minus im selben Zeitraum jeweils knapp 9 Prozent, in Regensburg ist Wohneigentum um gut 6 Prozent günstiger geworden.
Auch in Baden-Württemberg sind die Angebotspreise in vielen Großstädten gesunken. So kostet Wohneigentum in Freiburg derzeit 11,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Mit einem Quadratmeterpreis von durchschnittlich 5.355 Euro für eine Bestandswohnung ist die Stadt im Breisgau aber nach wie vor der teuerste Kreis in Baden-Württemberg. Ähnlich viel kostet der Quadratmeter Wohneigentum in Heidelberg (5.253 Euro), wo die Angebotspreise um 10,8 Prozent gesunken sind. Etwas schwächer fallen die Preisrückgänge in Karlsruhe (-8,4 Prozent), Mannheim (-7,0 Prozent) und Stuttgart (-6,8 Prozent) aus.
Stärkster Preiseinbruch in ländlichen Regionen
Auch in den ländlichen Kreisen Baden-Württembergs sind Eigentumswohnungen in den vergangenen 12 Monaten erschwinglicher geworden. Die stärksten prozentualen Einbrüche aller in der Analyse untersuchten Kreise verzeichnen der Landkreis Göppingen im Osten des Bundeslands sowie der zwischen Pforzheim und Karlsruhe gelegene Enzkreis.
Nach Rückgängen von 15,2 beziehungsweise 15,4 Prozent sind die mittleren Quadratmeterpreise in beiden Kreisen unter die 3.000-Euro-Marke gefallen. Einen zweistelligen prozentualen Rückgang gibt es auch im nördlich von Stuttgart gelegenen Rems-Murr Kreis (-11,7 Prozent).
In Bayern ist Wohneigentum neben den teuren Kreisen im Münchner Umland auch in anderen ländlichen Regionen deutlich günstiger geworden. So sind die Angebotspreise von Bestandswohnungen im Landkreis Schweinfurt im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 Prozent gesunken und liegen derzeit bei durchschnittlich 2.205 Euro. Im Landkreis Augsburg beträgt der Rückgang im selben Zeitraum exakt 12 Prozent, das Preisniveau ist mit 4.016 Euro pro Quadratmeter allerdings deutlich höher.
Berechnungsgrundlage
Datenbasis für die Berechnung der Kaufpreise waren auf immowelt.de inserierte Angebote in 117 ausgewählten Stadt- und Landkreisen in Bayern und Baden-Württemberg. Die mittels hedonischer Verfahren errechneten Werte geben die Quadratmeterpreise von Bestandswohnungen (75 Quadratmeter, 3 Zimmer, 1. Stock, Baujahr 1990er-Jahre) zum 01.06.2022 sowie dem 01.06.2023 wieder. Es handelt sich um Angebots-, keine Abschlusspreise.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Wohnungskauf im Westen: Preise sinken bis zu 16 Prozent
In 82 von 91 untersuchten westdeutschen Stadt- und Landkreisen sind die Kaufpreise für Wohnungen von Juni 2022 zu Juni 2023 gesunken – in der Spitze bis zu 16 Prozent. Die stärksten Preiseinbrüche verzeichnet Rheinland-Pfalz.
Sparen beim Immobilienkauf in der Großstadt
Aufgrund gestiegener Bauzinsen und nach wie vor hoher Preise zieht es viele Immobilienkäufer raus aus den Großstädten ins günstigere Umland. Doch auch im Stadtgebiet lassen sich bis zu 44 Prozent der Kosten für Bestandswohnungen sparen.
Trendwende am Immobilienmarkt erreicht den Osten
Inflation und steigende Bauzinsen sorgen für eine Trendwende am Immobilienmarkt. Auch in einigen ostdeutschen Regionen ist der Immobilienboom bereits vorbei. In 12 von 50 untersuchten Kreisen sinken die Kaufpreise für Bestandswohnungen binnen eines Jahres.
Sinkende Immobilienpreise im Westen Deutschlands
Im Westen Deutschlands hat die Trendwende am Immobilienmarkt begonnen: In 24 von 106 untersuchten Stadt- und Landkreisen sinken die Kaufpreise von Eigentumswohnungen innerhalb eines Jahres. In der Spitze beträgt der Rückgang sogar 17 Prozent.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Wunsch nach Wohneigentum bleibt hoch
Trotz hoher Immobilienpreise und knappen Eigenkapitals bleibt der Wunsch nach Wohneigentum in Deutschland groß. Besonders junge Erwachsene und Menschen in Süddeutschland streben nach einem Eigenheim. Welche Motive hinter dem Kaufinteresse stehen – und was viele dennoch davon abhält.
„Wohnraumkrise ist kaum noch zu verhindern“
Die Wohnungswirtschaft hat während der Regierungszeit der Ampel-Koalition eine turbulente Phase durchlebt. Während der Immobilienverband Deutschland (IVD) dringend Sofortmaßnahmen für den Wohnungsbau fordert, zeigt eine Analyse von Immowelt, dass die Angebotspreise für Wohneigentum zunächst einen Höchststand erreichten, dann aber deutlich fielen.
Baufinanzierung: Wie sich Tilgungssatz und Zinsbindung zu Jahresbeginn entwickelten
Baufinanzierung: Die durchschnittliche anfängliche Tilgung ist zum Jahresbeginn 2025 gesunken, zeigt der jüngste Dr. Klein Trendindikator Baufinanzierung (DTB). Kreditnehmende starten aktuell mit einer Tilgung von durchschnittlich 1,73 Prozent – Anfang 2024 waren es noch 1,84 Prozent. Auch die Zinsbindung hat sich verringert, bleibt aber mit durchschnittlich zehn Jahren und elf Monaten auf einem hohen Niveau.
„Wohneigentum bleibt beliebteste Altersvorsorge – aber vielen fehlt das Geld“
Für die Mehrheit der Deutschen ist Wohneigentum die beste Altersvorsorge, zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Immobilienverbands Deutschland (IVD). Doch viele Menschen scheitern am Kauf einer Immobilie – vor allem wegen fehlendem Eigenkapital und hohen Finanzierungskosten.