Die Viridium Gruppe plant seit Juni 2022 den Kauf von rund 700.000 Lebensversicherungspolicen der Zurich Deutschland. Doch nun drohen die Pläne zu scheitern. Denn vor dem Hintergrund der Eurovita-Pleite zeigt sich die BaFin zurückhaltend. Sie fürchtet, dass eine Beteiligungsgesellschaft möglicherweise keine geeignete Eigentümerin einer Lebensversicherung ist.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) habe dem Run-off-Spezialisten Viridium wohl in Vorgesprächen klargemacht, dass sie den Kauf des Vertragsbestands nicht genehmigen werde. In der Folge sei die Bestandsübertragung bei der Aufsicht noch nicht angezeigt worden. Darüber hatte am 21. September als Erstes der Versicherungsmonitor berichtet.
Im Juni 2022 hatte der Versicherer Zurich Deutschland verkündet, 720.000 Lebensversicherungspolicen mit einem verwalteten Vermögen von über 20 Milliarden Euro an Run-off-Spezialisten abgeben zu wollen. Konkret wollte Zurich die Bestände an eine neu gegründete Gesellschaft übertragen und diese dann an Viridium veräußern.
Hintergrund für die Blockade ist das Mitspiel des Viridium-Mehrheitseigentümers Cinven, der bei seiner italienischen Lebensversicherungstochter Eurovita in Konflikt mit der Aufsicht im Land geraten war, wie der Branchendienst berichtete. Den Eigentümerwechsel müsste Viriduium als Erwerber der neuen Gesellschaft bei der Bafin anzeigen. Bisher sei dies aber noch nicht geschehen. Möglicherweise deswegen, da die Aufsicht die die Eigentümerstruktur von Viridium öffentlich kritisch sehe, berichteten mit dem Vorgang vertraute Personen.
Cinven im Misskredit der Aufsichtsbehörden
Cinven sorgte bereits im Frühjahr schon für Unmut unter europäischen Branchenaufsehern. Dem Investor zugehörige Eurovita war wegen steigender Zinsen in Schieflage geraten. Cinven weigerte sich, die von den Behörden geforderte Summe zu investieren. Die italienische Aufsichtsbehörde IVASS fror die Policen ein und schnürte Ende Juni mit Hilfe der Allianz, vier italienischen Versicherern und 25 Banken ein Rettungspaket für die Eurovita.
Wie es um die Zurich-Viridium-Transaktion steht, will die Bafin derzeit nicht kommentieren. Ein Behördensprecher betonte jedoch, dass sich die Aufsicht ihrer Verantwortung „absolut bewusst“ sei, die mit der Prüfung von Run-off-Transaktionen verbunden sei. Dabei sei insbesondere die finanzielle Stabilität des Erwerbers entscheidend. Die Wahrung der Belange der Versicherungsnehmer zu gewährleisten, habe weiterhin die oberste Priorität.
Viridium gibt sich trotz der Herausforderungen zuversichtlich: „Wir halten an dem Ziel einer Transaktion fest“, sagte eine Firmensprecherin dem Handelsblatt. Der Prüfprozess sei zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der Eurovita-Situation komplex. Man sei aber in konstruktiven Gesprächen mit der BaFin und arbeite weiterhin an einer Lösung entsprechender Anforderungen an eine Genehmigung.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Plant Cinven den Verkauf von Viridium?
Erst vor kurzem sorgte Viridium für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass die BaFin den Verkauf des Zurich-Lebensversicherungsbestands an das Unternehmen wohl nicht genehmigen werde. Nun steht das Run-Off-Unternehmen offenbar selbst vor dem Verkauf.
Allianz und BlackRock: Wer kauft den Run-Off-Spezialisten Viridium?
Die Viridium-Gruppe, Run-Off-Spezialist für Lebensversicherungen, steht vor einem möglichen Eigentümerwechsel. Laut Berichten von Bloomberg und dem Handelsblatt, über die auch Versicherungsbote berichtete, befinden sich mehrere namhafte Unternehmen in der finalen Phase des Bieterprozesses um den Bestandsabwickler.
Viridium CEO Dresig sieht erhebliches Wachstumspotenzial für externen Run-off
Die Transaktionen der letzten Jahre waren laut Viridum-CEO Dr. Tilo Dresig erst der Anfang. Das Potenzial für externen Run-Off ist weiterhin vorhanden. Auch wenn die geplante Akquisition eines Bestands der Zurich Gruppe mit Blick auf die derzeitige Eigentümerstruktur von Viridium nicht durchgeführt werden konnte. Damit wurde keine Absage an den Run-Off im Allgemeinen, das Geschäftsmodell oder Viridium erteilt.
Assekurata-Studie: Run-off in der Lebensversicherung 2022
Die betriebswirtschaftliche Untersuchung der Assekurata zur Situation von Lebensversicherern im Run-off zeigt unter anderem auf: Die Run-off-Unternehmen erwirtschaften seit einigen Jahren überdurchschnittlich hohe Erträge. Hiervon können auch Kunden bilanziell profitieren.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Insolvenzverfahren über ELEMENT eröffnet: Versicherungsschutz läuft aus
Das Insolvenzverfahren über die ELEMENT Insurance AG ist eröffnet. Die bestehenden Versicherungsverträge enden größtenteils zum 1. April 2025. Versicherten wird dringend geraten, schnell eine neue Absicherung zu suchen.
Aon-Marktprognose 2025: „Bürokratie bremst den Fortschritt aus“
Das Beratungsunternehmen Aon hat seine Marktprognose für den deutschen Versicherungsmarkt 2025 veröffentlicht. Der Bericht zeigt: Unternehmen müssen sich zunehmend mit komplexen und global vernetzten Risiken auseinandersetzen. Politische Unsicherheiten, hohe Kosten und der Klimawandel setzen Unternehmen unter Druck.
Versicherungsbranche erwartet 2025 stabiles Wachstum – GDV fordert Reformen
Die Versicherungswirtschaft prognostiziert für 2025 ein branchenweites Beitragswachstum von fünf Prozent. Besonders die Schaden- und Unfallversicherung sowie die PKV legen zu. Gleichzeitig fordert der GDV Reformen in der Altersvorsorge, Cybersicherheit und dem Steuerrecht.
Kennzeichenwechsel für Mofas, Mopeds und E-Scooter: Ab März gilt nur noch Grün
Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden. Wer weiterhin mit dem blauen Kennzeichen unterwegs ist, fährt nicht nur ohne Versicherungsschutz, sondern macht sich auch strafbar. Die aktuellen Zahlen des GDV zeigen zudem: Schäden und Diebstähle haben 2023 deutlich zugenommen.