Ungenutzte Potenziale im Kundenservice

Photo credit: depositphotos.com

Callcenter-211238912-DP-AllaSerebrinaCallcenter-211238912-DP-AllaSerebrina

Ein guter Kundenservice ist wichtig für die Kundenbindung – auch und gerade für Versicherer. Denn die Branche befindet sich mitten in einem grundlegenden Wandel. Doch eine Analyse zeigt: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit bestehen häufig noch große Unterschiede.

Ein Beitrag von Madeleine Kracke und Tim Ludorf, Versicherungsexpert*innen bei Q_PERIOR

Ein maßgeschneiderter Kundenservice und -kontakt über alle Kanäle hinweg ist ein zentraler Erfolgsfaktor für Versicherer. Derzeit erfassen jedoch fast drei Viertel der Versicherer separate Kennzahlen pro Servicekanal, wie Telefon, Chat oder E-Mail. Auch die Steuerung von Kundenanfragen erfolgt überwiegend nach Eingangskanal oder nach Sparte. Das zeigen die Ergebnisse der Hybrid Experience Studie (HES), einer (bevölkerungs-)repräsentativen Befragung der Business- und IT-Beratung Q_PERIOR in Zusammenarbeit mit den Versicherungsforen Leipzig.

Diese Differenzierung nach Kanal oder Produkt hat den Vorteil, dass einzelne Bereiche im Kundenkontakt spezifisch betrachtet werden können. Sie erlaubt es jedoch nicht, die Kundenkommunikation ganzheitlich zu betrachten. Die Konsequenz: Mangelndes Wissen darüber, wann, wie und wozu zuletzt mit einem Kunden kommuniziert wurde.

Dies steht im Widerspruch zu einer kundenzentrierten Omnichannel-Strategie, die in der Grundausrichtung vieler Versicherer verankert ist. Denn die Erwartungen der Kunden verändern sich und die Anforderungen an Serviceangebote sowie Kontaktkanäle steigen.

Getrieben durch Entwicklungen aus anderen Branchen wie dem E-Commerce sind Kunden zunehmend an komfortable Customer Journeys und eine konsequente Kundenzentrierung gewöhnt. Zudem verändern Vergleichsportale und InsurTechs die Versicherungsbranche. Der Druck auf Versicherer wächst, digitale und mehrwertbringende Serviceangebote zu schaffen, um die Kundenbindung zu erhöhen und sich vom Wettbewerb zu differenzieren.

Herausforderungen für den Omnichannel-Ansatz

Wie die Ergebnisse der HES zeigen, stehen dem verfolgten Omnichannel-Ansatz häufig auch organisatorische Faktoren entgegen. So geben über 65 Prozent der Versicherer an, dass eine systemische Integration der verschiedenen Kontaktkanäle fehlt, 63 Prozent haben keine kanalübergreifende Steuerung und bei gut 46 Prozent besteht eine organisatorische oder fachliche Trennung. All diese Punkte sind jedoch entscheidend für den Kundenservice der Zukunft.

Eine Antwort der Branche auf diese Herausforderungen wird nach den Ergebnissen der HES in naher Zukunft das Kundenportal sein. Derzeit hat dieser Servicekanal für mehr als 50 Prozent der Versicherer keine oder nur eine geringe Relevanz. Mit Blick in die Zukunft geben jedoch gut 86 Prozent der Versicherer an, dass das Kundenportal in den nächsten drei Jahren für sie eine sehr hohe oder hohe Relevanz für sie haben wird. Aus gutem Grund.

Denn die Studie zeigt auch, dass Kunden es durchaus schätzen, bestimmte Anliegen schnell, unabhängig und effizient selbst erledigen zu können, ohne auf telefonische Erreichbarkeit angewiesen zu sein. Hierzu zählt bereits heute oft die Möglichkeit, Stammdaten zu ändern oder einen Schaden zu melden. Hier liegen enorme Potenziale für Versicherer, die sowohl für Kunden als auch für die interne Organisation Effizienzgewinne bieten, die zudem positiv wahrgenommen werden.

Fazit

Für einen reibungslosen Self-Service ebenso wie für übergreifende Kontaktangebote ist es jedoch unerlässlich, eingefahrene Strukturen und Silodenken zu überwinden. Gefragt sind ein frischer Blick und die Fähigkeit, die Kundenperspektive einzunehmen. Denn was für Experten ein intuitiver Prozess ist, muss für Kunden noch lange nicht schnell, einfach und verständlich sein.

Es geht darum, die Bedürfnisse und Probleme der Kunden zu verstehen und Produkte, Dienstleistungen und Support so zu entwickeln, dass diese erfüllt werden. Das Ziel ist ein nahtloses Kundenerlebnis über alle Kanäle hinweg zu schaffen – und dabei nicht zuletzt die Mitarbeitenden (auch technologisch) zu befähigen und zu begleiten.

Zu den Autoren

Madeleine Kracke ist Managerin und Versicherungsexpertin bei Q_PERIOR. Sie verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Beratung von Versicherungsunternehmen mit Fokus auf Customer Excellence und digitalen Geschäftsmodellen. Dabei gilt ihre besondere Leidenschaft der Contact Center Transformation, den e2e-Geschäftsprozessen und dem Einsatz sowie der Implementierung von Service Center Tools zur Unterstützung und Befähigung von Mitarbeitenden.

Tim Ludorf ist Manager und Versicherungsexperte bei Q_PERIOR und beschäftigt sich seit sieben Jahren mit dem Thema Customer Management, sein Beratungsschwerpunkt liegt dabei auf der Transformation von Contact Centern. Neben seinem Beratungsschwerpunkt interessiert sich Tim Ludorf besonders für kundenzentrierte Organisationsformen und den datengetriebenen Ansatz der Hyperpersonalisierung.

LESEN SIE AUCH

Cloud computing technology. Business man using laptop. Upload anCloud computing technology. Business man using laptop. Upload antadamichi – stock.adobe.comCloud computing technology. Business man using laptop. Upload antadamichi – stock.adobe.com
Digitalisierung

Cloud-basierte Lösungen für smartere Kundenkonversationen

Um konkurrenzfähig zu bleiben und die Kundenzufriedenheit zu steigern, müssen Unternehmen eine relevante und personalisierte Konversationen schaffen. Ohne eine Neugestaltung der Kundenkommunikation ist dies nicht möglich.

Frau-Callcenter-542865796-AS-Clayton-D-peopleimages-comFrau-Callcenter-542865796-AS-Clayton-D-peopleimages-comClayton D/peopleimages.com – stock.adobe.comFrau-Callcenter-542865796-AS-Clayton-D-peopleimages-comClayton D/peopleimages.com – stock.adobe.com
Management

10 bewährte Kundenservice-Tipps zum Wachstum Ihres Kleinunternehmens

Ein hervorragender Kundenservice ist für Unternehmen erfolgsentscheidend. Er trägt zur Kundenbindung und infolge zum Unternehmenswachstum bei. Zehn Tipps, wie ausgezeichneter Kundenservice geboten werden kann, der Kundentreue, Umsätze und Gewinne steigert.

UX-Design-564125542-AS-mrmohockUX-Design-564125542-AS-mrmohockmrmohock – stock.adobe.comUX-Design-564125542-AS-mrmohockmrmohock – stock.adobe.com
Digitalisierung

Lästigen Papierkram mit digitalen Kundenerlebnissen ersetzen

Moderne Plattformen transformieren formularbasierte Prozesse in intelligente, interaktive Benutzererlebnisse. Sie intensivieren den Kundendialog und optimieren interne Prozesse. Kurz: Sie sorgen dafür, dass der Kunde jeden Moment als angenehm, schmerzlos und sehr persönlich empfindet.

Target the right personTarget the right personAnson – stock.adobe.comTarget the right personAnson – stock.adobe.com
Assekuranz

Finanzdienstleister und Kundenzentrierung im digitalen Zeitalter

Kundenzentrierung ist unter Finanzdienstleistern bereits ein fester Teil ihrer Strategie. Aufgrund sich schnell wandelnder Kunden- und Marktanforderungen im Zuge der Digitalisierung überdenken viele Unternehmen derzeit ihre bisherigen Planungen.
Junge-Menschen-Laptop-240370804-DP-luckybusinessJunge-Menschen-Laptop-240370804-DP-luckybusinessJunge-Menschen-Laptop-240370804-DP-luckybusiness
Assekuranz

Junge Kunden gewinnen: Das ist für Versicherer wichtig

Möchten Versicherer Chancen in Vertriebserfolge ummünzen, müssen sie sich mit dem Kaufverhalten der Gen Z und der Millennials beschäftigen. Simon-Kucher hat das Kaufverhalten junger Kunden beim Erstabschluss sowie bei Folgeabschlüssen untersucht und Erfolgsfaktoren für die Kundengewinnung identifiziert.

Kopf-Schaltkreise-7772914-PB-flutie8211Kopf-Schaltkreise-7772914-PB-flutie8211flutie8211 – pixabay.comKopf-Schaltkreise-7772914-PB-flutie8211flutie8211 – pixabay.com
Digitalisierung

Ein maßgeschneidertes ChatGPT für jedes Unternehmen

Eine neue ChatGPT-Lösung ermöglicht es Unternehmen, präzise schriftliche Antworten auf Kundenanfragen oder interne Abfragen zu erhalten. ‚DIGITALL GPT‘ bietet eine API, die von Microsoft Dynamics und allen anderen Anwendungen wie Salesforce und SAP aufgerufen werden kann.

Mehr zum Thema

Business interactionBusiness interactionMitarbeiter-Benefits lassen sich inzwischen in vielfältiger Weise umsetzen.Photo credit: depositphotos.comBusiness interactionMitarbeiter-Benefits lassen sich inzwischen in vielfältiger Weise umsetzen.Photo credit: depositphotos.com
Management

Mit Mitarbeiter-Benefits die Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen

Deutschlands Mittelstand steht aktuell vor einem Dilemma. Die Auftragsbücher zahlreicher Firmen sind gut gefüllt. Doch leider fehlen Fachkräfte, um die nötigen Aufgaben zu übernehmen. Mitarbeiter-Benefits können helfen, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Werden sie richtig aufgebaut, können sie im Wettkampf um die besten Leute ausschlaggebend sein.

Young worker sitting in his office thinking. Business conceptYoung worker sitting in his office thinking. Business conceptRomario Ien – stock.adobe.comYoung worker sitting in his office thinking. Business conceptRomario Ien – stock.adobe.com
Management

Voll versteuert!? Drei Stolperfallen, die Unternehmen mühelos vermeiden können

Teure Materialien sowie steigende Energie- und Transportpreise führen in zahlreichen Unternehmen zu Sparmaßnahmen. Unvorhergesehene und potenziell kostspielige Steuernachzahlungen können in einer angespannten Situation den Druck auf die finanziellen Ressourcen empfindlich erhöhen. . Dabei lassen sich einige steuerliche Stolperfallen umgehen.

Office-Team-423885258-DP-HayDmitriyOffice-Team-423885258-DP-HayDmitriyOffice-Team-423885258-DP-HayDmitriy
Management

ESG-Strategien stärken den Erfolg im Mittelstand

Jährlich veröffentlicht das Zentrum für Arbeitgeberattraktivität, kurz zeag GmbH, in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen eine Trendstudie zum Status quo im Mittelstand und darüber hinaus. Dieses Jahr wurden ökologische und soziale Faktoren unter Berücksichtigung geltender ESG-Kriterien untersucht: ökologische Führung und ein ausgeprägtes Diversitätsklima wirken sich positiv auf den Unternehmenserfolg aus.

Mikrofon-3926344-PB-lograstudioMikrofon-3926344-PB-lograstudiolograstudio – pixabay.comMikrofon-3926344-PB-lograstudiolograstudio – pixabay.com
Management

MICHAELIS-LIVE am 24.09.: "Haftungsmantel GmbH“ vs. deliktische Durchgriffshaftung auf den Geschäftsführer

Eine GmbH soll vor der persönlichen Haftung schützen. Dies ist auch häufig bei einer GmbH oder anderen „juristischen Personen“ der Fall. Trotzdem werden Konstellationen festgestellt, die zu einer persönlichen Haftung des Geschäftsführers führen können. Rechtsanwalt Boris Glameyer erläutert anhand ausgewählter Fallbeispiele aus der Praxis diese problematischen Konstellationen.

Businesswoman Peeking Behind The DeskBusinesswoman Peeking Behind The DeskAndrey Popov – stock.adobe.comBusinesswoman Peeking Behind The DeskAndrey Popov – stock.adobe.com
Management

Wenn das Finanzamt zweimal klingelt

Stehen die Prüfer des Fiskus vor der Tür, steigt in fast jedem Unternehmen das Nervositätslevel. Wie das richtige Warm-up für die Betriebsprüfung aussieht, damit man der Kontrolle durch das Finanzamt gelassener entgegenblicken kann, erläutert der Professor für Steuerrecht Christoph Juhn.

frau im büro schaut genervt auf ihren pcfrau im büro schaut genervt auf ihren pccontrastwerkstatt – stock.adobe.comfrau im büro schaut genervt auf ihren pccontrastwerkstatt – stock.adobe.com
Management

Wellbeing im Fokus: das sind die Erwartungen der Mitarbeitenden

Immer mehr Arbeitgeber ergreifen Maßnahmen zur Förderung des physischen und psychischen Wellbeings ihrer Mitarbeitenden. Untersuchungen der Unternehmensberatung WTW zeigen aber auf, dass es eine Diskrepanz zwischen dem Schwerpunkt der Wellbeing-Programme der Arbeitgeber und den Bedürfnissen der Arbeitnehmenden gibt.