Deutsches Rentensystem nur Mittelmaß im internationalen Vergleich

Deutschland belegt in der Gesamtbewertung des Mercer CFA Institute Global Pension Index 2023 (MCGPI) den 19. Rang mit 66.8 von 100 Punkten. Dies entspricht einer leichten Verschlechterung zum Vorjahr, als das deutsche Rentensystem mit 67.9 Punkten auf den 17. Rang kam. Die niederländische Altersversorgung nimmt in der diesjährigen Studie den ersten Platz ein. An zweiter und dritter Stelle folgen das isländische und das dänische System. Gemeinsam hatten diese Länder schon im Vorjahr die ersten drei Plätze bekleidet.

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Eine funktionierende Altersversorgung ist von erheblicher gesellschaftlicher und individueller Bedeutung, insbesondere vor dem Hintergrund einer zunehmenden Alterung der Bevölkerung. „Inflation und steigende Zinssätze haben eine Marktdynamik geschaffen, die die Rentensysteme vor erhebliche Herausforderungen stellt,“ sagt Margaret Franklin, President und CEO des CFA Institutes. „Unser Index zeigt, dass in vielen Ländern die Pensionspläne die langfristige finanzielle Sicherheit der Begünstigten noch nicht garantieren. Daher spielt der Einzelne eine immer gewichtigere Rolle, wenn es um seinen Ruhestand geht. Als Anlageexperten müssen wir helfen, sie darauf vorzubereiten."

Der MCGPI ist eine jährliche Studie von Mercer und dem CFA Institute. Dieses Jahr wurden 47 nationale Rentensysteme miteinander verglichen, die rund 64 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Die Studie analysiert und gewichtet die Altersversorgungssysteme nach ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität, zeigt Verbesserungspotenziale und Reformvorschläge auf, die zu einer angemesseneren und nachhaltigeren Altersversorgung führen sollen

Deutsches Rentensystem rutscht um zwei Plätze ab

Mit einer Punktzahl von 66.8 und dem 19. Rang im Index hat sich Deutschland leicht gegenüber dem Vorjahr verschlechtert. Der Rückgang ist vor allem auf eine leicht veränderte Systematik in der Bewertung beim Sub-Index Integrität zurückzuführen. Das deutsche Rentensystem erzielte im Sub-Index Angemessenheit wie schon im Vorjahr einen hohen Wert von 79.8 Punkten. Auch die Integrität wurde mit 76.3 Punkten erneut hoch bewertet. Wie schon in den Vorjahren schneidet das System bei der Sub-Kategorie Nachhaltigkeit jedoch mit lediglich 45.3 Punkten vergleichsweise schwach ab.

„Durch die demografische Entwicklung – sinkende Geburtenraten bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung – erhöht sich der Druck auf die Altersversorgung im Allgemeinen und die staatlichen Sicherungssysteme im Besonderen“, erklärt Martin Haep, CEO bei Mercer Deutschland. „Dadurch nimmt die Bedeutung der betrieblichen und privaten Altersvorsorge zu. Unser Rentenmodel mit seiner Mischung aus einer umlagefinanzierten gesetzlichen Rente, der betrieblichen Altersvorsorge und der privaten Vorsorge ist von diesem Wandel besonders betroffen.“

„Wir empfehlen, die Mindestrente für Rentner mit geringem Einkommen anzuheben. Zudem muss die private und betriebliche Altersversorgung weiter gestärkt werden, damit das angesparte Vermögen die gesetzliche Rente ergänzen kann. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sollten wir also die Partizipation in der betrieblichen Altersvorsorge stärken. Dazu gehört zum Beispiel die erhöhte Integration von Frauen in den Arbeitsprozess und die Erhöhung der Erwerbsquote älterer Beschäftigten. Gleichzeitig wäre es wünschenswert, wenn der Finanzierungsbeitrag der Mitarbeitenden, also ihre finanzielle Teilhabe an der betrieblichen Altersvorsorge, steigen würde. Zu guter Letzt ist das Funding unserer Altersversorgung ein wichtiges Element einer nachhaltigen Entwicklung“, betont Haep weiter.

„Die Rückkehr von Inflation und steigenden Zinsen beeinträchtigt bestehende Rentensysteme“, sagt Susan Spinner, CEO bei CFA Society Germany. „Für den Staat wird es schwieriger, das Rentensystem zu finanzieren, insbesondere bei der ungünstigen Altersentwicklung in Umlagesystemen, wie dem deutschen. Daher ist es wichtig, die Leistungsfähigkeit der nicht-staatlichen Altersvorsorge – sowohl der betrieblichen wie der privaten – zu stärken, indem der Zugang erleichtert wird, höhere Einlagen in der Lebensversicherung ermöglicht werden und auch der Einkommensunterschied zwischen Männer und Frauen vermindert wird.“

KI bietet Chancen, die Ergebnisse von Rentensystemen zu verbessern

Der MCGPI hat dieses Jahr auch den Nutzen der künstlichen Intelligenz (KI) für Renten und soziale Sicherungssysteme untersucht beziehungsweise inwiefern die Technologie dazu beitragen kann, die Lebensqualität von Menschen in ihrem Ruhestand positiv zu beeinflussen.

„KI hat das Potenzial, unsere Renten- und Sozialsysteme signifikant zu verbessern,“ erläutert Dr. David Knox, Senior Partner bei Mercer und Hauptautor der Studie. „Im Investment Banking trägt KI dazu bei, dass Investment Manager mehr Daten und Information zur Verfügung haben, fundiertere Investitionsentscheidungen treffen und so bessere Ergebnisse für die Pensionspläne erzielen. Zudem dürften die Management- und Administrationskosten durch den Zugang zu mehr und qualitativ besseren Daten sinken. Und schlussendlich sollte die künstliche Intelligenz auch den zukünftigen Rentenbezieher*innen zugutekommen, da auch sie von der erhöhten Verfügbarkeit besserer Daten profitieren und somit klügere Entscheidungen für ihren Ruhestand treffen.“

Jedoch, so die Studie, ist KI auch nicht ohne Risiken. Unter anderem setzt sie voraus, dass sie so programmiert ist, keine falschen oder irreführenden Ergebnisse zu ermitteln. Hinzu kommen Fragen zur Datensicherheit – auch gegen Cyberattacken – und zum Schutz der Privatsphäre, damit das Vertrauen in das System gewahrt wird. Dazu gehört auch Vorkehrungen zu treffen, damit KI nicht dazu genutzt werden kann, falsche Realitäten zu entwickeln oder zu suggerieren.

MCGPI nach Zahlen

Die Niederlande führen dieses Jahr den Gesamtindex mit einer Punktzahl von (85.1) an. Ihnen folgt Island mit einem Gesamtindexwert von (83.3) und Dänemark mit (81.3). Argentinien hat dieses Jahr den niedrigsten Wert von (42.3). Obwohl die Niederlande derzeit eine umfassende Reform durchführen, ist ihr Rentensystem gut positioniert, um beim Übergang von einer kollektiven Leistungsstruktur zu einem stärker individuell ausgerichteten beitragsorientierten Ansatz hervorragende Leistungen zu erzielen.

Der Index basiert auf dem gewichteten Durchschnitt der Teilindizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Die Rentensysteme mit den höchsten Werten für jeden Teilindex waren die Niederlande für Angemessenheit (87.4), Island für Nachhaltigkeit (83.8) sowie Finnland für Integrität (90.9). Die Systeme mit den niedrigsten Werten bei den Teilindizes waren Südkorea für Angemessenheit (39.0), Österreich für Nachhaltigkeit (22.6) und die Philippinen für Integrität (25.7).

Durch rückläufige Geburtenraten sind mehrere Volkswirtschaften und Rentensysteme unter Druck geraten. Das wirkte sich negativ auf die Nachhaltigkeitswerte von Ländern wie Italien und Spanien aus. Mehrere asiatische Systeme, darunter die Volksrepublik China, Südkorea, Singapur und Japan, haben in den letzten fünf Jahren Reformen durchgeführt und konnten ihre Werte verbessern.

Über den Mercer CFA Institute Global Pension Index

Der Global Pension Index vergleicht die Altersversorgungssysteme auf der ganzen Welt und zeigt Mängel in den einzelnen Systemen auf. Außerdem werden mögliche Reformen vorgeschlagen, die zu angemesseneren und nachhaltigeren Altersversorgungsleistungen führen können. Der Global Pension Index ist ein gemeinschaftliches Forschungsprojekt, das vom CFA Institute, der weltweiten Vereinigung von Anlageexperten, in Zusammenarbeit mit dem Monash Centre for Financial Studies (MCFS), einem Teil der Monash Business School an der Monash University, und Mercer gefördert wird.

In diesem Jahr vergleicht der Global Pension Index 47 Altersversorgungssysteme auf der ganzen Welt und deckt knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Weltbevölkerung ab. Der Global Pension Index verwendet den gewichteten Durchschnitt der Teilindizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität, um jedes Rentensystem anhand von mehr als 5 Indikatoren zu messen.

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