„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Miete, Steuern oder Versicherungen. Aber ich kann eine Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen.“ Dieser Tweet einer Kölner Schülerin ging 2015 viral. Damals wie heute lässt sich bei der Lektüre dieser Worte ein zustimmendes Nicken nicht vermeiden. Das Problem der fehlenden Finanzbildung an deutschen Schulen ist bekannt – seit Jahrzehnten. Doch in der Politik findet sich keine Einigung auf die Frage, wie dieser Herausforderung begegnet werden soll.
Braucht es ein Schulfach oder ist die Finanzbildung doch eine Frage des Elternhauses? Die Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung (IWJB gGmbH) gibt mit dem Zukunftstag eine Antwort.
Juri und Lorenzo sind selbst gerade erst mit der Schule fertig, als sie sich 2017 auf einer Party kennenlernen und über den oben genannten Tweet unterhalten. Was sie von vornherein verbindet, ist ihre Mentalität: Machen statt meckern. Sie sind davon überzeugt, es braucht keine politische Einigung, um das Problem der fehlenden Finanzbildung zu lösen.
Auf einer Serviette entwerfen sie in einem Kasseler Kaffeehaus die Idee vom Zukunftstag, einem Projekttag für Schulen, bei dem Jugendlichen innerhalb eines Schultags von Praktikerinnen und Praktikern aus den jeweiligen Branchen ein Grundlagenwissen in den Themenbereichen Steuern, Finanzen, Wohnen und Krankenkassen vermittelt wird.
Der Bedarf ist riesig
Heute ist die Idee von der Serviette Realität geworden und die beiden Ideengeber führen die Projekttage gemeinsam mit einem haupt- wie ehrenamtlichen Team in Deutschland, Österreich und der Schweiz durch. 400 Zukunftstage sind allein 2023 geplant. Damit erreichen sie fast 50.000 Jugendliche. Eins zeigt sich darin deutlich: Der Bedarf ist riesig. Das unterstreichen auch Studien. Demnach lernen vier von fünf Schülern beziehungsweise Schülerinnen in der Schule nichts über Geld, Konten und Aktien, wenngleich 93 Prozent der Befragten sich dies wünschen würden.
Ein Jugendreport zeigte kürzlich, dass finanzielle Ängste ganz oben auf der Liste der Sorgen junger Menschen stehen. Angst ist eine Folge von Unwissenheit. Auf junge Menschen wirken Themen, wie Kapitalmarktinvestitionen oder Steuern häufig komplex und undurchsichtig. Daraus ergeben sich Berührungsängste und anstatt sich der Themen anzunehmen und festzustellen, dass das alles gar nicht so kompliziert ist, werden die Augen davor verschlossen.
Der Zukunftstag verfolgt daher drei Ziele:
- Problembewusstsein schaffen,
- Dringlichkeit aufzeigen,
- Handlungsfähigkeit bewusst machen.
Wenn die Jugendlichen aus dem Zukunftstag raus gehen, sollen sie das Gefühl haben: „Ich kann meine Angelegenheiten in die Hand nehmen und selbstbestimmte, gute Entscheidungen für meine Finanzen treffen.“
Gleiches Wissen für alle
Bundesfinanzminister, Christian Lindner, der Schirmherr des Zukunftstags ist, sagt: „Finanzielle Bildung ist eine Frage der Fairness. Wer gute Entscheidungen über die eigenen Finanzen trifft, der steht besser da.“ Aus genau diesem Grund, sollte die finanzielle Bildung nicht dem Elternhaus überlassen werden, denn sonst „vererben“ sich Unwissenheit und daraus folgende schlechte ökonomische Entscheidungen. Das trägt zur Manifestierung sozialer Ungerechtigkeit bei.
Finanz- und Wirtschaftsbildung trägt also ganz praktisch zur Verbesserung individueller Lebenssituationen bei und adressiert Themen mit sozialer Sprengkraft, wie Überschuldung und Altersarmut.
Dass in einer Gesellschaft, in der das Rentensystem auf drei Säulen basiert, lediglich 20 Prozent der Bevölkerung in den Kapitalmarkt investiert ist, ist alarmierend. Kurz gesagt bedeutet das, dass die Altersvorsorge eines Großteils der Deutschen auf einer wackeligen, einsamen Säule ruht – der staatlichen Rente. Damit sich das ändert, muss das Bewusstsein für die Notwenigkeit einer privaten und betrieblichen Altersvorsorge dort geschaffen werden, wo alle erreicht werden, unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund: in der Schule.
Ist die Frage nach der Verantwortlichkeit – Elternhaus oder Schule – geklärt, wird im nächsten Schritt häufig die Forderung nach einem Schulfach Wirtschaft laut. Das Problem: Die Mühlen in einem föderalen System mahlen langsam und es herrschen noch immer Vorbehalte gegen Wirtschaftsbildung aus verschiedenen politischen Lagern. So ist das Thema „Schulfach Wirtschaft“ in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zu einem politischen Spielball geworden.
Niedrigschwellig und ohne großen Mehraufwand
Auch dafür bietet der Zukunftstag die Lösung, denn den Projekttag können Lehrpersonen ganz unabhängig von Entscheidungen der Kultusministerien an ihre Schulen holen und so niedrigschwellig und ohne großen Mehraufwand einen Beitrag dazu leisten, dass ihre Schülerinnen und Schüler sorgenlos in ein selbstbestimmtes Erwachsenenleben starten können.
Der Beitrag, den der Zukunftstag zum Problem der fehlenden Finanzbildung leistet, ist bedeutend. Aber Lorenzo und Juri geht es noch um viel mehr. Sie wollen Multiplikatoren sein. Sie wollen ihre „Machen-statt-meckern“-Mentalität in einer ganzen Generation verbreiten und zeigen, dass Einzelpersonen Lösungen für gesellschaftliche Probleme erschaffen können. Der Zukunftstag ist eine Antwort auf fehlende finanzielle Bildung, aber es gibt ja so viel mehr Baustellen…
Deswegen eine Challenge an dich: Wenn du das nächste Mal „meckerst“, über etwas, was die Politik nicht hinkriegt oder in unserer Gesellschaft einfach schief läuft, dann denke doch kurz an diesen Beitrag zurück und überlege: Wie könntest du einen Beitrag dazu leisten, dieses Problem zu lösen?
Warum „Nachhaltigkeit“, „Wirkung“ und „Werte“ nicht voneinander zu trennen, sondern drei Zahnräder ein und desselben Wirkmechanismus sind, dessen sich unternehmerisch und nachhaltig denkende Versicherungskaufleute als ihrer geistigen Haltung bedienen sollten, erfahren Sie hier.
Die Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung gGmbH (IWJB)
Die Initiative für wirtschaftliche Jugendbildung e.V. wurde 2017 von den Kasseler Schülersprechern, Juri Galkin und Lorenzo Wienecke, ins Leben gerufen. Seit 2021 ist die Initiative eine gemeinnützige GmbH (IWJB gGmbH). Als solche hat sie sich zum Ziel gesetzt, wirtschaftliche und finanzielle Bildung bei jungen Menschen zu fördern. Mit dem Zukunftstag bringt sie deutschlandweit Finanz- und Alltagswissen in die Schulen. Außerdem ermöglicht sie, mit ihrem Dialogformat „Young Economist”, den Austausch zwischen jungen Menschen und herausragenden Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Beiden Projekten liegt eine gemeinsame Vision zugrunde: Jeder junge Mensch soll vor dem Ende der Schulzeit mit einem Grundverständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen ausgestattet sein und dazu befähigt werden, seine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen.
Über den Zukunftstag
Der Zukunftstag ist ein Projekttag für Oberstufen und Abschlussklassen, bestehend aus vier Workshops, bei dem Expert*innen aus der jeweiligen Branche, auf ehrenamtlicher Basis, Grundlagenwissen in den Bereichen Steuern, erste eigene Wohnung, Krankenkasse und Finanzen vermitteln. 2023 veranstaltet die IWJB 400 Projekttage in Deutschland, Österreich und der Schweiz, erreicht ca. 50.000 Schülerinnen und Schüler und stellt damit das schnellst wachsende Projekt zur ökonomischen Bildung im deutschsprachigen dar.
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