Cyber: Mit MFA Schadenrisiken einfach senken

Es ist ein Dilemma: Mit Cyberversicherungen versichern die Anbieter Cyberrisiken von Unternehmen. Doch diese sind häufig schwer kalkulierbar und besonders hoch – vor allem dann, wenn die Kunden nur unzureichende IT-Security-Maßnahmen im Einsatz haben. Wie lässt sich das lösen?

(PDF)
Cyber security threatsCyber security threatsKonstantin Yuganov – stock.adobe.com

Ein Beitag von Al Lakhani, Gründer und CEO der IDEE GmbH

Zwar kehrte die Sparte der Cyberversicherungen laut den Angaben des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV) im Jahr 2022 in die Gewinnzone zurück, ein Grund zur Entwarnung sei dies jedoch nicht. Denn die Schaden-Kosten-Quote konnte nur deshalb von 124 Prozent auf 78 Prozent gesenkt werden, weil das Prämienvolumen um mehr als 50 Prozent gegenüber 2021 anstieg. Zugleich aber stieg der Schadendurchschnitt. Grund genug für den GDV, an die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zu appellieren, sich besser gegen Cyberattacken zu wappnen und die zum Teil gravierenden IT-Sicherheitslücken zu schließen.

Das ist indes leichter gesagt als getan. Gerade KMU verfügen selten über die Budgets und IT-Fachkräfte, die notwendig wären, um umfangreiche IT-Security sicherzustellen. Zugleich trifft sie eine Cyberangriff besonders hart: Die Kosten für die Wiederherstellung der Geschäftsfähigkeit können schnell an den Rand der geschäftlichen Existenz führen. Ransomware-Angreifer fordern nicht nur Lösegeld, sondern legen mit der Verschlüsselung der Daten ganze Betriebe manchmal über Wochen lahm. Vom Reputationsschaden durch Datenklau ganz zu schweigen.

Multifaktor-Authentifizierung als wichtige Basis

Sieht man sich jedoch die Haupttaktiken der Cyberkriminellen genauer an, wird schnell klar, dass sich mit vergleichsweise einfachen Mitteln die IT-Sicherheit deutlich verbessern lässt. Umfragen und Analysen bestätigen immer wieder, wie zum Beispiel erst kürzlich eine durch den Digitalverband Bitkom erhobene Studie, dass Phishing eines der Hauptprobleme darstellt. Beim Phishing werden Benutzerdaten ausspioniert, etwa in dem Nutzer*innen per E-Mail aufgefordert werden, sich auf einer gefälschten Website einzuloggen. Nicht zuletzt dank Künstlicher Intelligenz sind die Betrugsversuche immer schwieriger zu erkennen.

Mit einer Multifaktor-Authentifizierung (MFA) lässt sich dem entgegenwirken. Wenn nicht mehr nur persönliche Zugangsdaten, sondern zusätzlich der über eine mobile App oder einen Token generierte Code eingegeben werden muss, erhöht das das Sicherheitslevel natürlich. Aber die immer ausgefeilteren Methoden der Hacker sind in der Lage, auch diese Verfahren auszuhebeln: Mit zwischengeschalteten Websites können sie alle Authentifizierungs-Merkmale abfangen (Adversary-in-the-Middle-Attacke) und die gesamte Session kapern.

Idealerweise verhindert eine MFA-Lösung auch das. Moderne Standards, wie etwa der vom Web-Consortium W3C veröffentlichte WebAuthn arbeiten ohne Passwörter und erstellen für jeden Webservice, in den Nutzer*innen sich einloggen wollen, einen eigenen, eindeutigen Account. Sogenannte Zero-Trust-Konzepte, bei denen keinem System vertraut wird, welches nicht vorher eingehend geprüft wurde, liegen dem zugrunde und sorgen für ein dauerhaft hohes IT-Sicherheitslevel.

Cyberversicherungen mit MFA verbinden

Von einer Phishing-sicheren MFA-Lösung profitieren nicht nur die Unternehmen, die sie implementieren, sondern auch die Cyberversicherer und Makler. Das Risiko, dass Kund*innen Opfer eines Cyber-Angriffs werden, sinkt damit deutlich.

Und nicht nur das: Erste Versicherer und Makler bieten eine MFA-Lösung als Option im Cyberversicherungspaket an und weisen ihre potentiellen Kund*innen so ganz proaktiv auf eine sinnvolle IT-Security-Maßnahme hin – denn ein niedriges Cyber-Risiko ist für alle Beteiligten ein Gewinn.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Man working late at night in officeMan working late at night in officealtitudevisual – stock.adobe.comMan working late at night in officealtitudevisual – stock.adobe.com
Assekuranz

Vier von fünf Unternehmen haben IT-Sicherheitslücken

Der Mittelstand überschätzt die Qualität seiner IT-Sicherheit und unterschätzt die Risiken eines Cyberangriffs. So halten rund 80 Prozent der Entscheider ihr Unternehmen für ausreichend geschützt. Insgesamt erfüllen aber lediglich 22 Prozent grundlegende technische Sicherheitsmaßnahmen komplett.

Shot from the Back to Hooded Hacker Breaking into Corporate DataShot from the Back to Hooded Hacker Breaking into Corporate DataGorodenkoff – stock.adobe.comShot from the Back to Hooded Hacker Breaking into Corporate DataGorodenkoff – stock.adobe.com
Assekuranz

Ransomware-Vorfälle auf besorgniserregendem Niveau

Hacker nehmen zunehmend digitale Lieferketten ins Visier und starten massenhafte Cyberangriffe, um Geld von Unternehmen zu erpressen. Zwischen 2019 und 2022 stieg die Zahl der Cyber-Vorfälle, in denen Daten abfließen, auf fast 80 Prozent. Für 2023 ist ein weiterer signifikanter Anstieg absehbar.

Anzugtraeger-hacked-527970463-AS-Andrey-PopovAnzugtraeger-hacked-527970463-AS-Andrey-PopovAndrey Popov – stock.adobe.comAnzugtraeger-hacked-527970463-AS-Andrey-PopovAndrey Popov – stock.adobe.com
Digitalisierung

Vorstände benötigen mehr Cybersecurity-Expertise

Es bedarf der nötigen Sicherheitsexpertise in Vorständen, um die richtigen Fragen zu stellen und die Antworten in eine wirksame Cybersecurity-Strategie einzubinden. Denn je technologieabhängiger Unternehmen werden, desto mehr und unternehmensgefährdende Cyberattacken drohen.

Protection network security computer and safe your data concept, Businessman holding shield protect iconProtection network security computer and safe your data concept, Businessman holding shield protect iconMonster Ztudio – stock.adobe.comProtection network security computer and safe your data concept, Businessman holding shield protect iconMonster Ztudio – stock.adobe.com
Assekuranz

Cybergefahren gezielt bekämpfen

Cyberattacken gehören heutzutage zu den größten Risiken für Unternehmen und führen zu immensen Schäden bei den Betroffenen. Datenklau und die Zerstörung von Datenbeständen sind dabei nur eine Auswirkung der getätigten Angriffe durch Cyberkriminelle, oft verbunden mit Betriebsunterbrechungen und Produktionsstopps sowie Erpressungsversuchen mit hohen Lösegeldforderungen. Den Unternehmen entstehen Schäden in Milliardenhöhe. Die A
Anzugtraeger-Puzzleteile-174637819-AS-BillionPhotos-comAnzugtraeger-Puzzleteile-174637819-AS-BillionPhotos-comBillionPhotos.com – stock.adobe.comAnzugtraeger-Puzzleteile-174637819-AS-BillionPhotos-comBillionPhotos.com – stock.adobe.com
Digitalisierung

CyberSchutz mit Weiterbildungsangebot

130.611 Cyber-Straftaten verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik allein im Jahr 2020. Das sind 6,2 Prozent mehr als im Vorjahr, Tendenz steigend. Unter den Opfern von Cyberkriminalität sind zunehmend Mittelständler und Kleinbetriebe. Sie geraten ins Visier der Cyberkriminellen, weil sie oftmals einen geringeren Widerstand leisten und Hacker hier eine besonders lukrative Beute wittern. Die zentrale Schwachstelle im IT-System ist dabei meist der Faktor ...
Blue Security Icon On Laptop KeypadBlue Security Icon On Laptop KeypadAndrey Popov – stock.adobe.comBlue Security Icon On Laptop KeypadAndrey Popov – stock.adobe.com
Cyber

Mittelstand investiert verstärkt in Cybersicherheit

Durch die zunehmende Digitalisierung wächst die Bedrohung durch Cyberangriffe. Kleine und mittlere Unternehmen reagieren darauf: Jedes vierte KMU sichert sich mittlerweile mit einer Cyberpolice ab – in 2023 war es nur jedes fünfte.

Mehr zum Thema

Technisch sind automatisierte Binnenschiffe längst realisierbar, doch rechtliche Hürden bremsen ihren Einsatz - das soll sich ändern, fordern die Versicherer (Symbolbild).Couleur / pixabayTechnisch sind automatisierte Binnenschiffe längst realisierbar, doch rechtliche Hürden bremsen ihren Einsatz - das soll sich ändern, fordern die Versicherer (Symbolbild).Couleur / pixabay
Assekuranz

Versicherer fordern Rechtsrahmen für automatisierte Binnenschifffahrt

Automatisierte Binnenschiffe könnten schon heute einsatzbereit sein – doch es fehlt an klaren gesetzlichen Vorgaben. Der GDV fordert die Bundesregierung und internationale Flusskommissionen auf, Standards zu schaffen, um die Technologie voranzutreiben.

OleksandrPidvalnyi / pixabayOleksandrPidvalnyi / pixabay
Assekuranz

Berufsunfähigkeitsversicherung 2025: Neue Rahmenbedingungen stärken Stabilität

Die Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt auch 2025 ein stabiler Schutz. Franke und Bornberg analysieren die Entwicklungen des Vorjahres und beleuchten die veränderten Rahmenbedingungen, darunter die Erhöhung des Höchstrechnungszinses und neue Produktanpassungen.

Dr. Olaf Schmitz, Vorstandsmitglied für die LebensversicherungFoto: VPVDr. Olaf Schmitz, Vorstandsmitglied für die LebensversicherungFoto: VPV
Assekuranz

VPV Versicherungen: Neuerungen zum Jahreswechsel durch Höchstrechnungszinsanhebung

Mit dem Jahreswechsel bringt die VPV Versicherungen (VPV) umfassende Anpassungen und Neuerungen in mehreren Produktbereichen.

Laut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) verzeichnen Krankenhäuser jedes Jahr etwa 800 bis 1.000 Verletzte, die durch Feuerwerkskörper zu Schaden kommen.Foto: GrokLaut Angaben der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) verzeichnen Krankenhäuser jedes Jahr etwa 800 bis 1.000 Verletzte, die durch Feuerwerkskörper zu Schaden kommen.Foto: Grok
Assekuranz

Die Risiken der Silvesternacht und der richtige Versicherungsschutz

Die Silvesternacht ist für viele Menschen ein festlicher Höhepunkt, an dem das alte Jahr verabschiedet und das neue mit Feuerwerk und Feierlaune begrüßt wird. Doch der Übergang ins neue Jahr birgt auch Gefahren, die häufig unterschätzt werden.

neelam279 / pixabayneelam279 / pixabay
Assekuranz

Kfz-Versicherung: Preise steigen um 43 Prozent in zwei Jahren

Die Kosten für Kfz-Versicherungen sind in den letzten zwei Jahren massiv gestiegen. Laut Verivox-Kfz-Versicherungsindex zahlen Autofahrer heute 43 Prozent mehr als 2022.

Megan_Rexazin_Conde / pixabayMegan_Rexazin_Conde / pixabay
Assekuranz

BU-Regulierung: Längere Bearbeitungszeiten durch steigende Anträge

Das BU-Leistungspraxisrating 2024 von Franke und Bornberg liefert detaillierte Einblicke in die Regulierungspraxis von zehn Versicherern. Trotz steigender Antragszahlen und längerer Bearbeitungszeiten gibt es Fortschritte.