Hoher Sprung statt freier Fall? 3 Hürden beim Aufbau digitaler Geschäftsmodelle

Aus der digitalen Transformation wachsen viele Chancen – gleichzeitig stehen Unternehmen trotz Konjunkturflaute unter enormem Anpassungsdruck. „Insbesondere künstliche Intelligenz wird immense Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen haben“, weiß Jens Löbbe, Geschäftsführer der Argestes Managementberatung GmbH und Experte für digitale Geschäftsmodelle.

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Entsprechend groß ist der Handlungsbedarf. Aktuell verzeichnet der Digitalisierungsindex in Deutschland eine Stagnation, dabei braucht es neben Investitionen dringend den massiven Ausbau von Kompetenzen und Methoden. Welche Hürden es bei der Transformation von analog zu digital zu umschiffen gilt, weiß der Experte.

Mehr als Technik

Häufig werden IT-Systemauswahlprozesse und -Einführungen aufgrund ihrer hohen Komplexität als reine Technologieprojekte behandelt und geführt. „Gefährlich wird es, wenn derartige Prozesse einzig in die IT-Abteilung geschoben werden und nicht mehr Kernfokus des Managements sind“, warnt der Experte von Argestes. „Um in puncto Transformation den richtigen Kurs sowie die passende Balance zwischen Change und Stabilisierung zu finden, erfordert es eine methodische Herangehensweise, die alle Menschen, Prozesse und Technik gleichermaßen umfasst und auf die spezifischen Bedürfnisse eines jeden Betriebs eingeht.“ Schließlich geht Transformation über die Einführung von Tools oder Technologien hinaus. Sie erfordert einen Wandel in der Denkweise, im Verhalten und in den Fähigkeiten der Belegschaft, etwa interne Projekte eigenständig weiterzuführen und erfolgreich umzusetzen.

Wer, wie, was?

Mit unklaren Zielformulierungen, die nicht praxisnah, nicht skalierbar und manchmal nicht einmal umsetzbar sind, drohen Projekte bereits in den Kinderschuhen auf Abwege zu geraten. „Klare Ziele ergeben sich nicht einfach aus dem Vorsatz, ein neues Redaktions- oder ERP-System einzuführen“, weiß Jens Löbbe. „Vielmehr müssen sich Unternehmen intensiv damit auseinandersetzen, was sie in der Praxis erreichen möchten, wer welchen Nutzen daraus trägt und wie sich dieser skalieren lässt.“ Zugleich unterschätzen Organisationen den Aspekt der Teilhabe – häufig wird nur ein kleiner Kreis der Betroffenen in den Transformationsprozess miteinbezogen. „Dabei zeigt sich sowohl in der Praxis als auch in zahlreichen Studien immer wieder, dass es Mitarbeitende und ihre Fähigkeiten sind, die eine entscheidende Rolle dabei spielen, den Wandel erfolgreich voranzutreiben“, betont Jens Löbbe. Entsprechend wichtig ist es, sie von Anfang an einzubeziehen. Dabei sorgen Expertenvorträge, E-Mail-Newsletter, Online-Schulungen oder Tool Talks für die notwendige Transparenz und zeigen beispielsweise die Funktion und Anwendungsbereiche der neuen Technologien auf. „Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden hier nicht aktiv fördern und in den Transformationsprozess einbinden, laufen Gefahr, die Vorteile der innovativen Möglichkeiten nicht voll auszuschöpfen“, erläutert der Experte.

Mit Scheuklappen gegen die Wand

Stecken Unternehmen vor dem Start eines Digitalisierungsprojekts die eigenen Ziele zu eng, ist kein Platz mehr für Gestaltungs- und Entwicklungsspielraum. Dieser Ansatz fruchtet nicht bei derartig komplexen Change-Prozessen – weder auf technischer, organisatorischer noch auf personeller Ebene. „Zu klare Vorstellungen engen den eigenen Handlungsspielraum massiv ein und führen nicht selten zu einem Ergebnis, das die Möglichkeiten unzureichend ausschöpft und keine angemessenen Lösungen für die komplexen Aufgaben der Zukunft finden lässt“, weiß Jens Löbbe. Um sich von statischen Projekten zu lösen, empfiehlt der Experte die Definition kleiner, flexibler Teilschritte: „Diese sind beherrschbar und tragen messbar zur Zielerreichung bei.“

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