Festgeldzinsen: Talsohle vorerst erreicht – kurze Laufzeiten bringen im Schnitt noch 3 Prozent

Photo credit: depositphotos.com

(PDF)
Red Percentage SymbolRed Percentage Symbol

Seit ihrem Höhepunkt gegen Ende des letzten Jahres sind die Festgeldzinsen spürbar gesunken. Eine durchschnittliche Verzinsung oberhalb der 3-Prozent-Marke bieten nur noch kurzfristige Termingelder mit einem Jahr Laufzeit. Doch die Talsohle scheint allmählich erreicht: Wie eine aktuelle Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt, sind die Festgeldzinsen im letzten Monat kaum noch gesunken. Für die Analyse wurden die Tages- und Festgeldkonditionen von rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet.

Durchschnittlich verzinstes Festgeld bringt positive Realzinsen

Beim Festgeld mit einem Jahr Laufzeit liegen die Durchschnittszinsen bundesweit verfügbarer Angebote aktuell bei 3,03 Prozent. Alle länger laufenden Festgelder scheitern an der 3-Prozent-Marke: Zweijähriges Festgeld wird im Schnitt mit 2,89 Prozent verzinst, fünfjähriges Festgeld bringt durchschnittlich 2,59 Prozent.

Bei einer Inflationsrate von zuletzt nur noch 2,2 Prozent bietet somit selbst durchschnittlich verzinstes Festgeld unabhängig von der Laufzeit derzeit eine positive Realrendite. Wer vor der Anlageentscheidung Angebote vergleicht, kann sich aber noch wesentlich höhere Zinsen sichern. Für Festgelder mit zwei Jahren Laufzeit zahlen deutsche Banken aktuell bis zu 3,8 Prozent. Bei diesem Zinssatz dürfen sich Sparer, die 10.000 Euro anlegen, am Ende des Anlagezeitraums über 760 Euro Zinsen freuen.

„Gute Festgeldangebote im Markt bieten eine Verzinsung weit oberhalb der laufenden Teuerungsrate“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. „Für viele Sparer ist das attraktiv. Sie können sich für einen längeren Zeitraum auskömmliche Zinsen festschreiben und müssen sich um die weitere Zinsentwicklung erst einmal nicht mehr kümmern.“

Zunehmend inverse Zinsstruktur

Ihren Gipfel hatten die Festgeldzinsen Ende 2023 erreicht und sind seitdem spürbar gesunken. Am stärksten fiel der Rückgang mit 0,62 Prozentpunkten beim Festgeld mit 5 Jahren Laufzeit aus. Die Durchschnittszinsen zweijähriger Festgelder sanken seit ihrem Höhepunkt im November 2023 um 0,5 Prozentpunkte. Einjähriges Festgeld verzeichnete ein moderateres Minus von 0,3 Prozentpunkten.
Dass der Rückgang beim langfristigen Festgeld am stärksten ausfiel, führt zu einer zunehmend inversen Zinsstruktur. Das bedeutet, dass Banken kurzfristige Festgelder aktuell wesentlich höher verzinsen als länger laufende Anlagen, weil die Marktteilnehmer perspektivisch mit sinkenden Zinsen kalkulieren.

„Talsohle fürs Erste erreicht“

Zuletzt haben sich die Festgeldzinsen aber wieder stabilisiert. Im März sanken die Durchschnittszinsen nur noch geringfügig – um 0,02 Prozentpunkte bei den zweijährigen und um jeweils bis 0,04 Prozentpunkte bei ein- und fünfjährigen Festgeldanlagen.

„Fürs Erste scheint die Talsohle beim Festgeld erreicht. Ob und wie schnell es weiter nach unten geht, wird vom geldpolitischen Ausblick abhängen, den EZB-Präsidentin Christine Lagarde nach dem anstehenden Notenbanktermin geben wird“, sagt Oliver Maier. „Eine Leitzinssenkung im Sommer ist in den aktuellen Festgeldkonditionen bereits eingepreist. Doch sollten die Währungshüter angesichts der gesunkenen Inflation im Euroraum nicht nur eine, sondern sogar zwei Leitzinssenkungen in Aussicht stellen, könnten die Festgeldzinsen noch tiefer in den Keller gehen.“

Tagesgeldzinsen stagnieren noch

Beim Tagesgeld beobachtet Verivox bislang noch stagnierende Zinsen. Ebenso wie im Vormonat zahlen bundesweit aktive Banken im Schnitt aktuell 1,75 Prozent. „Perspektivisch rechnen wir auch beim Tagesgeld mit sinkenden Zinsen“, sagt Oliver Maier. „Sparer sollten beachten, dass die Kreditinstitute ihre Zinsen für täglich verfügbare Einlagen jederzeit ändern und an die aktuelle Marktlage anpassen können. Sie sollten die weitere Zinsentwicklung also genau im Blick behalten und ihr Geld gegebenenfalls abziehen, sobald die eigene Bank die Zinsen reduziert.“

Große Unterschiede im Markt

Schon heute sind die Unterschiede im Markt groß. Bei den Sparkassen erhalten Tagesgeldanleger im Schnitt 0,63 Prozent Zinsen. Noch geringfügig niedriger fällt der Durchschnittszins mit 0,62 Prozent bei den regionalen Genossenschaftsbanken aus. Dazu zählen die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken. Bei den regionalen Kreditinstituten müssen sich Sparer also mit gut einem Drittel der Tagesgeldzinsen begnügen, die bundesweit aktive Banken durchschnittlich anbieten (1,75 Prozent).

Noch deutlich höhere Zinsen zahlen die Top-Anbieter im Markt. Aktuell bieten sieben deutsche Banken Tagesgeldzinsen von 3 Prozent oder mehr – und zwar nicht nur als befristete Neukundenkondition, sondern allen Kunden gleichermaßen.

„Teilweise wird argumentiert, beim Tagesgeld seien hohe Zinsen wegen der überschaubaren Anlagebeträge nicht so wichtig. Doch auch bei Summen, die viele Menschen als finanzielle Reserve täglich verfügbar halten, lohnt sich der Vergleich“, sagt Oliver Maier. Wer 10.000 Euro zu 3 Prozent Zinsen ein Jahr lang anlegt, streicht 237 Euro mehr Zinsen ein als bei einer Tagesgeldanlage zum aktuellen Durchschnittszins der Sparkassen.

Methodik
Für die Analyse hat Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro ausgewertet. Berücksichtigt wurden sämtliche Kreditinstitute mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen. Stichtag der Durchschnittszins-Auswertung ist der 04.04.2024.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Percentage Sign Locked With Keypad LockPercentage Sign Locked With Keypad LockAndrey Popov – stock.adobe.comPercentage Sign Locked With Keypad LockAndrey Popov – stock.adobe.com
Finanzen

Festgeldzinsen erreichen Tiefststand – Atempause beim Tagesgeld

Die Festgeldzinsen sind auf den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr gesunken. Bundesweit verfügbare Angebote mit zwei Jahren Laufzeit bringen im Schnitt 2,68 Prozent Zinsen. - der niedrigste Stand seit Mai 2023. Anders beim Tagesgeld – hier hatten sich die Banken eine Atempause verordnet und die Zinsen weitestgehend konstant gehalten.

sparensparenjanvier – stock.adobe.comsparenjanvier – stock.adobe.com
Finanzen

Festgeld lukrativ wie noch nie seit Ende der Niedrigzins-Ära

Trotz der jüngsten Zinssenkungen sind Festgeldanlagen kaufkraftbereinigt derzeit so lukrativ wie seit Jahren nicht mehr. Wie lukrativ eine Geldanlage ist, zeigt der Realzins; die Wertentwicklung unter Berücksichtigung der inflationsbedingten Kaufkraftverluste.

Raten-Kauf / pixabayRaten-Kauf / pixabay
Finanzen

Zinsen für Festgeld und Tagesgeld sinken

Viele Banken und Sparkassen haben nach der letzten Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank ihre Zinsen für Festgeld und Tagesgeld reduziert.

Time is money concept 3D RenderingTime is money concept 3D Renderingalphaspirit – stock.adobe.comTime is money concept 3D Renderingalphaspirit – stock.adobe.com
Finanzen

Tagesgeld: Mindestens 54 Banken haben Zinsen gesenkt

Die Leitzinsentscheidung der EZB bleibt nicht ohne Folgen: Über 50 Banken haben im Juni ihre Tagesgeldzinsen gesenkt, wie eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt.

1 Cent Münze Makro1 Cent Münze MakroAMK – stock.adobe.com1 Cent Münze MakroAMK – stock.adobe.com
Finanzen

Tagesgeld: Jede fünfte Bank zahlt lediglich Null- oder Niedrigzinsen

Obwohl die Leitzinsen seit fast sechs Monaten auf einem Rekordhoch stehen, zahlt gut ein Fünftel aller Banken und Sparkassen nach wie vor entweder gar keine oder allenfalls Niedrigzinsen aufs Tagesgeld.

Close-up Of Percentage Sign And Piggy BankClose-up Of Percentage Sign And Piggy BankClose-up Of Percentage Sign And Piggy Bank
Finanzen

Festgeldzinsen unter 3 Prozent, Tagesgeld stagniert

Trotz sinkender Zinsen ist der Zeitpunkt für Festgeldanlagen aktuell noch günstig. Doch das Zeitfenster schließt sich, wie eine aktuelle Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt.

Mehr zum Thema

Das Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: AdobestockDas Jahr 2025 könnte nicht nur das Schicksal von Bitcoin, sondern auch das der internationalen Wirtschaft neu definieren.Foto: Adobestock
Finanzen

USA plant Bitcoin-Reserven - Beginn einer neuen Ära der globalen Krypto-Politik

Wird Trump eine strategische Bitcoin-Reserve ankündigen? Sollten die USA diesen Schritt wagen, könnte ein globaler Dominoeffekt folgen, der Bitcoin endgültig als Bestandteil nationaler Finanzstrategien etabliert.

Der Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: AdobestockDer Wechsel von der GKV in die PKV bleibt eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt.Foto: Adobestock
Finanzen

Für wen sich ein Wechsel in die Private Krankenversicherung lohnt

Der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private Krankenversicherung (PKV) erscheint für viele Versicherte als eine attraktive Möglichkeit, um Kosten zu sparen und von individuell gestaltbaren Leistungen zu profitieren.

DALL-EDALL-E
Finanzen

Schwarzbuch Börse 2024: Missbrauch und Skandale auf dem Kapitalmarkt

Das Schwarzbuch Börse 2024 beleuchtet erneut zahlreiche Missstände im deutschen Kapitalmarkt.

Matt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobelMatt Benkendorf, Chief Investment Officer, Vontobel Quality GrowthVontobel
Finanzen

Vier Schlüsselthemen für die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025

Von den Auswirkungen der KI-Welle bis hin zu geopolitischen Verschiebungen: Matt Benkendorf, Chief Investment Officer bei Vontobel Quality Growth, beleuchtet in einem Marktkommentar die vier zentralen Themen, die die globalen Aktienmärkte im Jahr 2025 prägen könnten.

Sind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-ESind die Deutschen zu 'zinsverliebt'? Man sollte sich nicht allein durch die trügerische Sicherheit der Nominalzinsen leiten lassen, so Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.DALL-E
Finanzen

Die Nominalzins-Illusion: Warum die Deutschen zu zinsverliebt sind

Trotz der geopolitischen Unsicherheiten gebe es kein Vorbeikommen an den Aktienmärkten, meint Thomas Meier, Portfoliomanager bei MainFirst.

Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe PriceRick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe PriceT. Rowe Price
Finanzen

„Fast alle Währungen verlieren an Wert – Gold bleibt stabil“

Gold erweist sich als stabiler Wertaufbewahrer, insbesondere in Zeiten von Inflation und Währungsabwertung. Im Interview erläutert Rick de los Reyes, Sector Portfolio Manager und Head of Commodities bei T. Rowe Price, wie Vermittler den langfristigen Wert von Gold erklären können.