GKV oder PKV? Für wen sich 2024 welche Krankenversicherung wirklich lohnt

Dieter Homburg
Dieter Homburg, Geschäftsführer, Fachzentrum Finanzen GmbH © Fachzentrum Finanzen GmbH

Gutverdienende Angestellte haben in Deutschland die Wahl: Sie können sich in der gesetzlichen Krankenversicherung absichern oder zu einer privaten Krankenversicherung wechseln. Beide Modelle haben Vor- und Nachteile, weshalb die Entscheidung häufig nicht leicht fällt. Nichtsdestotrotz ist frühes Handeln gefragt, denn je später ein Wechsel vollzogen wird, desto höher fallen die Beiträge in der PKV im Alter aus.

Erschwerend hinzu kommt, dass das Leistungsspektrum beider Versicherungsarten nur bedingt vergleichbar ist. Der Blick darf deshalb nicht nur auf die aktuelle Situation gerichtet werden, sondern auch die medizinische Versorgung im Alter spielt bei der Entscheidung eine Rolle. Im nachfolgenden Beitrag wird deshalb dargelegt, welche Kriterien bei den Überlegungen berücksichtigt werden sollten und für wen sich der Wechsel zur PKV im Jahr 2024 tatsächlich lohnt.

Die Ausgangslage: Deshalb sind viele Gutverdiener mit der gesetzlichen Krankenversicherung unzufrieden

Wie viele Abzüge vom Lohn ein Arbeitnehmer jeden Monat hat, hängt von der Höhe seines Gehalts ab. Bereits bei einem Jahresbruttoverdienst von 62.100 Euro wird dabei der Höchstbeitrag von etwas über 1.000 Euro fällig. Trotz dieser Summen ist die gesetzliche Krankenversicherung nicht mehr in der Lage, sich selbst zu finanzieren – stattdessen muss der Bund einspringen, allein im Jahr 2024 mit 14,5 Milliarden Euro. Die Einführung von Zusatzbeiträgen sollte den Staat entlasten. 2024 wurde dieser Zusatzbeitrag von 1,6 auf 1,7 Prozent erhöht. 2025 rechnen Experten sogar damit, dass er um weitere 0,75 Prozent steigt – und das Finanzloch wäre dann immer noch nicht gestopft. Da ist es kaum verwunderlich, dass zahlreiche Menschen darüber nachdenken, in die private Versicherung zu wechseln.

Die Alternative: Diese Vorteile erwarten Versicherte in der PKV

Gutverdiener ziehen angesichts dieser hohen Summen häufig einen Wechsel zur privaten Krankenversicherung in Erwägung. Diese lockt nicht nur mit meist niedrigeren Beiträgen, sondern bietet darüber hinaus auch eine bessere medizinische Versorgung. Denn aktuell sieht es wie folgt aus: Über 7.000 Ärzte arbeiten in einer Privatpraxis und nehmen Privatpatienten und Selbstzahler, jedoch keine Kassienpatienten auf. Noch fataler sieht es bei Krankenhäusern aus. Aktuell gibt es über 400 Privatkliniken in Deutschland, die Tendenz ist sogar steigend. Gleichzeitig geht der Anteil öffentlicher Krankenhäuser zurück. Unter den privaten Einrichtungen befinden sich Top-Adressen wie die Martini Klinik in Hamburg, die als weltweit führend für Prostatakrebsbehandlungen gilt. Es versteht sich von selbst, dass auch gesetzlich Versicherte am liebsten dort ihre Behandlung aufnehmen wollen – dies bleibt ihnen jedoch verwehrt, es sei denn sie entscheiden sich zur Selbstzahlung.

Wer privat krankenversichert ist, erhält außerdem beim Facharzt deutlich schneller einen Termin. Gesetzlich Versicherte hingegen warten oft Wochen unter Schmerzen, beispielsweise auf einen MRT-Termin. Viele entscheiden sich in ihrer Verzweiflung dann dazu, eine privatärztliche Einrichtung aufzusuchen und selbst zu zahlen. Zahlreiche Privatpraxen machen mittlerweile sogar offensiv Werbung, um Selbstzahler anzusprechen.

Dass immer mehr Menschen die gesetzliche Krankenversicherung verlassen möchten, ist verständlich. Denn der bessere Zugang zu medizinischer Versorgung hat einen großen Einfluss auf die Lebenserwartung. Privat versicherte Männer leben im Schnitt rund sechs Jahre länger als gesetzlich versicherte Männer. Bei den Frauen erhöht sich die Lebenserwartung um fünf Jahre.

Die Tarife: Darauf sollte man bei einem Wechsel in die private Krankenversicherung achten

Wer einen Wechsel zur privaten Krankenversicherung (PKV) in Betracht zieht, sollte allerdings bedenken, dass sich die Tarife zwischen den Anbietern erheblich unterscheiden und ein detaillierter Vergleich notwendig ist. Was viele dabei verkennen, sind Eurosummenbegrenzen im Kleingedruckten der Versicherungsverträge. Nachfolgend 3 Beispiele:

1. Heilpraktiker

Zahlreiche Versicherer begrenzen die Leistungen für Heilpraktiker auf eine bestimmte Summe, etwa 1.000 oder 2000 Euro pro Jahr. Das mag zunächst als ausreichend erscheinen. Doch wer den Blick auf die Zukunft lenkt, versteht das Problem. In 10, 20 oder 30 Jahren sind 1.000 Euro nur noch einen Bruchteil der Kaufkraft wert. Allerdings passt keine private Versicherung die Begrenzung der Inflation an. Im Grunde genommen schafft sich die Tarifleistung also mit der Zeit selbst ab.

2. Teure Hilfsmittel

Für Versicherte sind Hilfsmittel eine wertvolle Möglichkeit, ihr Leben zu erleichtern. Für den Versicherer hingegen ergeben sich daraus meist hohe Kosten. Aus diesem Grund verstecken viele auch hier Summenbegrenzungen im Kleingedruckten. Nicht selten liest man, dass ein Versicherer für Hörgeräte einen Maximalbeitrag von 1.500 Euro zahlen will. Abgesehen davon, dass diese Summe heutzutage schon zu niedrig ist – in 30 Jahren ist der Betrag nichts mehr wert. Das ist problematisch, denn gerade im Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, ein Hörgerät zu benötigen, auf über 70 Prozent.

3. Zahnersatz

Ein ebenso beliebtes Beispiel ist der Zahnersatz. Viele Versicherer begrenzen gerne die Anzahl der Implantate (teuerster Zahnersatz) oder legen fest, nur eine begrenzte Eurosumme zu zahlen. Für Menschen in älteren Jahren ergeben sich auch hieraus wieder Probleme. Meist wächst das Bedürfnis für Zahnbehandlungen, wie Implantate, schließlich im Alter.

Das ist nur ein kleiner Auszug an Stolpersteinen, die man vor dem Abschluss eines Tarifes genau berücksichtigen sollte.

Fazit

Die private Krankenversicherung geht mit einer besseren medizinischen Versorgung einher, dafür steigen ihre Beiträge auch nach dem Renteneintritt weiter an. Ob sich ein Wechsel daher finanziell lohnt, muss individuell betrachtet werden. Unabhängige Berater bieten während des gesamten Entscheidungsprozesses Unterstützung.

Über Dieter Homburg: Dieter Homburg ist der Inhaber des Fachzentrums Finanzen und Bestsellerautor des Buches „Altersvorsorge für Dummies“. Er schreibt für den Focus und war schon mehrfach bei RTL zu sehen. Seit über 25 Jahre vergleicht er die Beitragsverläufe von Privaten Krankenversicherungen und hat bereits über 5.000 Unternehmern, Freiberuflern und leitenden Angestellten dabei geholfen, über 100.000 Euro bei ihrer eigenen Altersvorsorge und Krankenversicherung einzusparen. Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.