Private Haftpflichtversicherung: Welche Tarife können überzeugen?

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Unberechtigte Ansprüche Dritter abwehren und berechtigte Ansprüche erfüllen: So lautet in Kurzform das Leistungsversprechen einer Haftpflichtversicherung. Fast 48 Millionen Menschen stehen hierzulande unter diesem Schutz. Doch nicht jeder Tarif ist gleich leistungsstark. Weil Transparenz für eine informierte Kaufentscheidung unverzichtbar ist, analysiert Franke und Bornberg die Versicherungsbedingungen von privaten Haftpflichtversicherungen (PHV) – und das bereits seit 2015.

„Seit unserem ersten PHV-Rating haben die Versicherer ihre Tarifwerke spürbar modernisiert“, berichtet Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Schlechte Leistungen seien vorwiegend bei veralteten Tarifgenerationen zu finden. Allerdings setzen Versicherer in der Regel auf ein mehrstufiges Tarifsystem. Während die preisgünstige Basisvariante meist nur das Pflichtprogramm abdeckt, bieten Topvarianten zahlreiche weitere Features. Sie zahlen zum Beispiel bei Schäden durch Gefälligkeitsleistungen, übernehmen den Schutz für deliktunfähige Kinder oder Haftpflichtansprüche aus Betreuung und Pflege. „Privater Haftpflichtschutz reicht inzwischen bis in die Komfortzone. Er leistet auch in Fällen, in denen keine eindeutige Rechtspflicht besteht. Auf diese Weise hilft ein leistungsfähiger Vertrag, Streit zu vermeiden und entlastet zugleich die Gerichte“, lobt Michael Franke.

Warum guter PHV-Schutz manchmal nicht gut genug ist

Die PHV bietet Versicherungsschutz für unterschiedliche Lebensphasen und Lebensbereiche. Nicht jeder Tarif deckt alle gleich gut ab. Das gilt auch für insgesamt positiv bewertete Tarife. Allerdings benötigt nicht jeder Versicherte Features wie Schutz im Ehrenamt oder als Tageseltern und Babysitter. Haftpflichtschutz als Immobilienbesitzer ist ebenfalls nicht immer erforderlich. Top-Tarife decken zwar immer eine breite Palette von Lebensbereichen und Risiken ab. Sobald aber ein spezieller Bedarf erkannt ist, kommt es auf jedes Detail an. „Vermittlerinnen und Vermittler sollten immer prüfen, ob dieser Bedarf in angemessener Qualität abgedeckt wird. Trotz der hohen Marktdurchdringung ist Versicherungsschutz von der Stange bei der PHV selten eine gute Idee“, mahnt Michael Franke.

Die besten PHV-Tarife 2024

Für das PHV-Rating haben die Tarifexperten von Franke und Bornberg 316 Tarife und Tarifvarianten von 96 Haftpflichtversicherern untersucht. Das Rating unterscheidet zwischen Produkten für Singles und Familien. Von 308 Single-Tarifen erhalten 52 (17 Prozent) die Höchstnote „hervorragend“ FFF+. Von 316 PHV-Tarifen für Familien können sich aktuell 45 (14 Prozent) für ein FFF+ qualifizieren. Im Vergleich zum PHV-Rating 2023 wächst der Anteil der Bestnote geringfügig um 3 (Single) bzw. 2 (Familie) Prozentpunkte. Einige Tarife mit der Note FFF scheitern an der Bestnote FFF+, weil sie Mindeststandards verfehlen. Das betrifft häufig fehlenden Schadenersatzrechtsschutz im Rahmen der Forderungsausfalldeckung sowie unzureichende Regelungen für Schäden an gemieteten oder geliehenen Sachen.

Am unteren Ende der Bewertungsskala gibt es im Vergleich zu 2023 kaum Fortschritte. Die Noten F+, F und F- (ausreichend, mangelhaft und ungenügend) erhalten in der Kategorie Familie 51 Tarife (16 Prozent). In der Kategorie Single sind es 44 Tarife (14 Prozent). In dieser Gruppe zeigen sich häufig Schwächen beim Schutz für deliktunfähige Mitversicherte, selbstständige Tätigkeiten, Schäden an Sachen von Arbeitskollegen oder Arbeitgebern, Verlust von beruflichen Schlüsseln sowie beim Schadenersatzrechtsschutz.

Hervorragender Schutz kostet oft weniger als gedacht. Die Preise für Top-Tarife beginnen für Familien bei rund 70 Euro im Jahr und gehen bis ca. 150 Euro. Bei Single-Tarifen reicht die Spanne von rund 50 Euro bis 120 Euro jährlich. Damit bleibt das Preisniveau gegenüber dem Vorjahr konstant.

Warum eine Best-Leistungsgarantie nicht alle Sorgen nimmt

Seit einiger Zeit beobachtet Franke und Bornberg einen Anstieg von Tarifen mit einer sogenannten „Best-Leistungsgarantie“. Doch das Versprechen ist nicht immer so wertvoll, wie es auf den ersten Blick scheint, weiß Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken.

Viele Versicherer bieten ein nach Leistung gestaffeltes Tarifwerk. Bei der besten Variante ist das Feature „Best-Leistungsgarantie“ meist enthalten oder kann als Zusatzleistung hinzugewählt werden. Das klingt nach einem automatischen Anspruch auf Leistung aus dem besten Tarif am Markt. Aber ganz so schön ist die Welt dann doch nicht.

Im Schadenfall müsse der Versicherte erst einmal wissen, dass es einen besseren Tarif gebe und dies nachweisen. Zudem formulierten manche Versicherer Ausnahmen von der Regel, zum Beispiel bei Auslandsschäden, Cyber-Schäden sowie bei Schäden, die über die gesetzliche Haftung hinausgehen. Oft erlösche die Garantie auch, falls der Versicherer die fragliche Leistung in einem anderen Tarif oder Zusatzbaustein selbst anbiete. „Generell sehen wir die Best-Leistungsgarantie in der PHV durchaus positiv. Aber auch hier ist ein Blick ins Kleingedruckte unverzichtbar“, sagt Monke. Franke und Bornberg hat das Feature auf die Watch-List für künftige Ratings gesetzt.

Wie PHV-Tarife nachhaltiger werden

Bei der Nachhaltigkeit tut sich langsam etwas. In der Privathaftpflicht geht es dabei in der Regel um „nachhaltigen Schadenersatz“. So übernehmen Versicherer, manchmal auch anteilig, Mehrkosten für eine nachhaltige Beschaffung oder Reparatur. Das betrifft etwa energieeffizientere Geräte, Produkte mit Umweltsiegel und Reparatur statt Ersatz. Schlanke Schadenregulierung und effiziente Prozesse machen PHV-Tarife ebenfalls ein Stück nachhaltiger.

Fazit und Ausblick

Die PHV kann mehr als jemals zuvor. Aber trotzdem lohnt ein kritischer Blick, denn jeder siebte Tarif ist nur ausreichend oder noch schlechter. Die Best-Leistungsgarantie garantiert nicht in jedem Fall Bestleistungen. Nachhaltigkeit hält langsam, aber sicher Einzug in die PHV-Bedingungen. Je stärker das Feature nachgefragt wird, umso schneller wird sich der Wandel vollziehen.

Private Haftpflicht deckt viele, aber nicht alle Lebensbereiche ab. Das betrifft beispielsweise Halter von Hunden oder Pferden. Franke und Bornberg sorgt mit dem ersten Rating zur Tierhalter-Haftpflichtversicherung auch hier für Transparenz.

Die Franke und Bornberg GmbH veröffentlicht alle Ratingergebnisse in ihrem Internetauftritt. Aktualisierungen erfolgen in der Regel zeitnah. Schaubilder und Statistiken zur Verteilung auf die Bewertungsklassen liefern stets eine Zeitpunktbetrachtung. Auf der Webseite finden Interessierte die Bewertungsrichtlinien PHV sowie die Tierhalter-HV.

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