Ostdeutsche stehen Kapitalmärkten und Aktienbesitz skeptischer gegenüber als Westdeutsche

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Wenn Menschen über viele Jahre einer kommunistischen und antikapitalistischen Ideologie ausgesetzt waren, kann das ihre Einstellung zu Kapitalmärkten und persönliche Investitionsentscheidungen über Jahrzehnte beeinflussen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie von Wissenschaftlerinnen des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, der US-Universität Berkeley und der Universität Mannheim am Beispiel West- versus Ostdeutscher, insbesondere ehemaliger Einwohner*innen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Dabei zeigt sich: Je positiver die Erinnerungen an das Leben in der DDR sind, desto ausgeprägter ist die Ablehnung von Kapitalmärkten und Aktienbesitz. Obwohl seit etwa 30 Jahren die gleichen rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen für sie gelten, sind Ostdeutsche nach wie vor zurückhaltender bei der Geldanlage an der Börse als Westdeutsche und halten zwischen 25,2 und 27,7 Prozent seltener Aktien. „Viele demografische Merkmale beeinflussen die Beteiligung am Aktienmarkt, aber zehn Prozent lassen sich allein auf die unterschiedlichen Lebensumstände in Ost und West und damit die Prägung durch Kommunismus versus Kapitalismus zurückführen“, sagt Studienautorin Christine Laudenbach, Leiterin der Forschungsabteilung Household Finance bei SAFE.

Positive Erinnerungen an die DDR gehen mit weniger Investitionen einher

Aber auch innerhalb der Gruppe der Bürger*innen in Ostdeutschland gibt es Unterschiede. „Ostdeutsche mit positiven Erinnerungen an die DDR sind unterdurchschnittlich am Aktienmarkt beteiligt. Ostdeutsche, die das Leben in der DDR eher negativ in Erinnerung haben, investieren dagegen heute mehr als der ostdeutsche Durchschnitt“, sagt Mitautorin Ulrike Malmendier, Professorin an der Universität Berkeley und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat bei SAFE.

Die ablehnende Haltung kommt Ostdeutsche laut Studie teuer zu stehen, denn der geringere Aktienbesitz führt im Durchschnitt zu einer geringeren Vermögensbildung. Hinzu kommt, dass die Aktienportfolios der ostdeutschen Studienteilnehmer*innen weniger diversifiziert sind und niedrigere Renditen aufweisen als die der Westdeutschen. Außerdem investieren Ostdeutsche mehr in hochpreisige Bankprodukte. „Im kommunistischen Osten gab es keine Börse und die Menschen waren von Seiten der Staatsmacht stark negativen Ansichten über Kapitalismus und den Aktienmarkt ausgesetzt. Dies trägt auch zu den nach wie vor bestehenden Vermögensunterschieden zwischen Ost- und Westdeutschen bei“, sagt Studienautorin Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin an der Universität Mannheim.

Die Analyse beruht auf drei Datensätzen: einer repräsentativen Umfrage zu den Einstellungen zu Kapitalismus, Kommunismus und zur Börsenbeteiligung bei 9.695 Ost- und Westdeutschen bzw. ehemaligen Bürger*innen der DDR, Bankdaten zu individuellen Börseninvestitionen von 326.437 Kund*innen sowie einem Brokerdatensatz zu individuellen Aktienmarktinvestitionen von 230.229 Kund*innen aus Ost- und Westdeutschland.

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