Immer mehr Arbeitgeber ergreifen Maßnahmen zur Förderung des physischen und psychischen Wellbeings ihrer Mitarbeitenden. Untersuchungen der Unternehmensberatung WTW haben jedoch ergeben, dass es eine Diskrepanz zwischen dem Schwerpunkt der Wellbeing-Programme der Arbeitgeber und den Bedürfnissen der Arbeitnehmenden gibt. Dies geht aus der jüngsten Wellbeing Diagnostic Survey von WTW hervor.
Jeder vierte Arbeitnehmende (42 Prozent) leidet unter leichten oder größeren Problemen in mindestens zwei Bereichen ihres Wellbeings. Vor diesem Hintergrund priorisieren deutsche Arbeitgeber Aktivitäten zur Förderung des psychischen (77 Prozent) und physischen (48 Prozent) Wellbeings. In einer Befragung der Arbeitnehmenden wird jedoch deutlich: Die Unterstützung des finanziellen Wohlbefindens (56 Prozent) ist ihr größtes Anliegen. Für Arbeitgeber zählt diese mit 17 Prozent jedoch zu den niedrigsten Prioritäten.
Finanzielles Wellbeing
Eine grundlegende Unterstützung für das finanzielle Wellbeing, beispielsweise mit Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen oder Altersvorsorgeprogrammen, gehören mittlerweile für 67 Prozent der Unternehmen zu den Standardleistungen im Rahmen des finanziellen Wellbeings. Deutlich weniger Unternehmen bieten die dringend benötigte Unterstützung in Form von Schulungen von Mitarbeitenden zu unterschiedlichen finanziellen Themen, mit denen sie konfrontiert werden können (37 Prozent), oder in Form von personalisierter Unterstützung bei finanziellen Entscheidungen über Ausgaben, Kreditaufnahme und Geldanlagen (31 Prozent).
Nicoletta Blaschke, Head of Health and Benefits bei WTW sagt dazu:
Es ist wichtig, dass Arbeitgeber im Blick haben, die Prioritäten richtig zu setzen, um die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden zu unterstützen. Nur so können sie mit den Programmen, die sie zur Verfügung stellen, einen echten Mehrwert schaffen.
Unternehmen schätzen ihre Wellbeing-Programme als wesentlich hilfreicher ein, als es die Mitarbeitenden tun: 65 Prozent der Unternehmen sehen in ihren Programmen einen wesentlichen Nutzen für die Gesundheit der Arbeitnehmenden, jedoch sind nur 32 Prozent der Mitarbeitenden der Meinung, dass die Wellbeing-Programme zu ihrem Wellbeing beitragen. Beinahe genauso viele sind der Meinung, dass sie keinen Beitrag leisten. Fragt man Unternehmen nach den Gründen, warum sie auf Wellbeing 1 Angebote setzen, stehen vor allem die Mitarbeitergewinnung (65 Prozent), die Zunahme psychischer Erkrankungen (65 Prozent) sowie Herausforderungen in der Produktivität (48 Prozent) im Fokus.
Echter Mehrwert Dank einer Wellbeing-Strategie, die Mitarbeitende in den Fokus rückt
„Organisationen, die das Mitarbeiter-Wellbeing sehr stark fördern, berichten häufig über bessere Geschäftsergebnisse, wie zum Beispiel ein besseres finanzielles Unternehmensergebnis und geringere Mitarbeiterfluktuation. Um die Diskrepanz zwischen den Bereichen, in die Arbeitgeber investieren, und den Bereichen, die Mitarbeitende für ein besseres Wellbeing priorisieren, zu beseitigen“, so Nicoletta Blaschke, „ist es wichtig, diese Effekte zu verstärken.“
Für die Zukunft haben Arbeitgeber hohe Ziele
42 Prozent wollen das Wellbeing in den nächsten drei Jahren zu einem grundlegenden Element ihrer Personalstrategie machen, heute sind es nur halb so viele. 34 Prozent der Arbeitgeber wollen die Kommunikation über ihre Wellbeing-Programme verstärken und das ganzheitliche Mitarbeiter-Wellbeing mit ihrer Unternehmenskultur verbinden. 15 Prozent zielen darauf ab, einen umfassenden Ansatz für physisches, psychisches, finanzielles und soziales Wellbeing klar in einer Wellbeing-Strategie zu formulieren.
Wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen legen deutlich größeren Wert auf ein umfassendes Wellbeing-Angebot als wirtschaftlich weniger erfolgreiche Unternehmen, die den Fokus vor allem auf physisches Wellbeing setzen. Ein Blick auf die gesundheitliche Verfassung der Arbeitnehmenden verdeutliche die Notwendigkeit umfassender Wellbeing-Strategien, so Blaschke: Die Hälfte der Arbeitnehmenden (48 Prozent) signalisiert überdurchschnittlich hohen Stress. 38 Prozent zeigen Symptome von Angst oder Depressionen. Davon befinden sich jedoch nur 23 Prozent in ärztlicher Behandlung.